Nichts als Papier

  • Leykam
  • Erschienen: März 2023
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Monika Wenger
831001

Histo-Couch Rezension vonApr 2023

Wenn die Erfahrung eines Besseren belehrt.

Doktor Samuel von Pufendorf ist Rechtsgelehrter in Stockholm. Er ist überzeugt, dass das Recht den Menschen als Leitlinie dient. Sein Forschungsgebiet umfasst, nebst dem Recht, die Güte der menschlichen Natur, von welcher er felsenfest überzeugt ist.

Liegt die Güte im Wesen des Menschen?

Der Wiener Hofbibliothekar erzählt von Pufendorf von einem Ort, wo angeblich die menschliche Güte gelebt wird. Ein guter Grund für Doktor Samuel von Pufendorf sich auf die Reise zu begeben und diesen Ort zu finden. In Wien, so hofft er, wird er seinen Bruder Esaias, einen Diplomaten, treffen. Doch dieser ist verschwunden und vor den Toren Wiens sammelt sich das Türkische Heer. Dies treibt die Menschen in die Stadt. Doch statt Vorkehrungen zu treffen, feiern die Wiener, als gäbe es kein Ende. „Ihr meint die Tanzleich?“ Ist schon die dritte diese Woche, werter Herr. Die Menschen haben eine Freud dran, wenn wer stirbt. Gott müsst Ihr woanders suchen. Nicht in Wien.“

Die Bekanntschaft mit dem Wirt Georg Franz Kolschitzky erweist sich für von Pufendorf als äusserst hilfreich. Der Gustl mit dem Dudelsack kennt die ganze Stadt. Er weiss Bescheid, hat überall Augen und Ohren offen, während seine Gäste feiern. Doch die Obrigkeit hält ein Auge auf ihn. Und weil der Gustl keinen Schutz in der Kirche gesucht hat, was seine Pflicht gewesen wäre, wird er festgenommen. Von Pufendorf kommt ihm zu Hilfe und erfährt dabei, dass Gustl als Dolmetscher für seinen Bruder Esaias gearbeitet hat. Gemeinsam versuchen sie nun, Esaias zu finden. Es ist der Beginn einer abenteuerlichen Suche und einer wachsenden Freundschaft.

Ein sprachliches Vergnügen

Der Roman „Nichts als Papier“ ist ein Vergnügen. Obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, trifft der Autor den Zeitgeist und dirigiert mit viel Gefühl seine Figuren. Allein die Sprache ist ein Genuss. Auch das Einbinden der historischen Details ist gelungen und auf amüsante Art und Weise umgesetzt. Sie ermöglichen eine bildhafte Vorstellung des Geschehens. Charmant und humorvoll schreibt Daniel Zipfel von den menschlichen Eigenheiten und webt sie in den geschichtlichen Stoff. Er nimmt sich auch dem Aberglauben im Mittelalter an. Da werden zum Schutz Zeichen an Türen gemalt. Der gefürchtete Nöck wird besänftigt, damit er die Menschen nicht ins Wasser holt. Die Geschichte bietet noch viel mehr und weiss die vielen Einflüsse, denen die Gesellschaft ausgesetzt war, elegant zu beschreiben.

Für den Rechtsgelehrten von Pufendorf ändert sich mit dieser Reise viel. Interessant, was er selber, zurück in Schweden, darüber erzählen wird.

Fazit

Ein amüsanter und gleichzeitig spannender Roman, der vor allem durch seine beiden Protagonisten begeistert. Die sprachliche Annäherung an das Mittelalter und die großartige Mischung aus Historischem und Fiktivem, machen das Buch zu einem Lesegenuss.

Nichts als Papier

Daniel Zipfel, Leykam

Nichts als Papier

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