Die Kinder von Beauvallon
- Diana
- Erschienen: April 2023
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Schweigen als Rettung und Schweigen als Verrat.
In den 1940er Jahren wird die neunjährige Lily Blum zusammen mit ihren Eltern und anderen jüdischen Mitbürgern von der Gestapo ins südfranzösische Gurs deportiert. In den 1960er Jahren erhält Agnes Engler, Lilys Freundin aus Kindertagen, von ihrem Vorgesetzten den Auftrag, über die Schule Beauvallon zu berichten. Diese hat während des Krieges tausende Flüchtlinge, vor allem Kinder, versteckt. Für Agnes wird es gleichzeitig eine berufliche Bewährungsprobe und eine private Spurensuche.
Die Suche nach Zeitzeugen
Endlich kann sich Agnes als Journalistin zu beweisen. Gleichzeitig bieten sich ihr mehr Möglichkeiten, etwas über Lilys Verbleib herauszufinden. Eine langjährige Herzensangelegenheit, hat sie doch Lily damals ein Versprechen abgegeben. Agnes muss bald feststellen, dass sich nicht alle mit der Vergangenheit befassen wollen. Vor allem nicht mit der Aufarbeitung der Nazivergangenheit. Für die junge Frau ein bekanntes, nicht enden wollendes Streitthema mit ihren Eltern. Jetzt ein grosses Hindernis auf der Suche nach Antworten.
„Die Bundesrepublik wollte vergessen, den Aufschwung mitnehmen und neu anfangen. Viele waren der Ansicht, nach zwanzig Jahren sei genug Gras über die braunen Flecken gewachsen.“
Aber Agnes wäre nicht Agnes, wenn sie jetzt aufgeben würde. Nicht nachdem sich endlich eine Möglichkeit abzeichnet, Lily aufzuspüren. Ausserdem besteht kein Zweifel, dass dieser Auftrag Zündstoff bietet. Die Journalistin in ihr erkennt das Potential dieser Recherche und macht sich, mit dem Segen ihres Vorgesetzten, auf nach Frankreich, nach Beauvallon.
Auch unangenehme Wahrheiten
Die Verschmelzung der historischen Fakten und der fiktiven Geschichte ist Bettina Storcks zweifellos gelungen. Auch wenn sich in ihrer Erzählung des Öfteren Wiederholungen einschleichen, bleibt die Handlung spannend und extrem berührend. Sie weiss die Atmosphäre sowohl der 1940er wie auch der 1960er problemlos einzufangen. Überzeugend erzählt sie von der Arbeit der Widerstandskämpfer. Ihren lebensgefährlichen Einsatz für Land und Leute. Der unglaubliche Zusammenhalt, verteilt auf ein landesweites Netzwerk. Geschickt und einfühlsam führt die Autorin durch die Schreckenszeit der Deportierten und erzählt von ihren unmenschlichen Lebensbedingungen unter der Naziherrschaft.
Verknüpft mit dem Wirken der Untergrundbewegung in Frankreich und der Hilfsbereitschaft der Menschen ist das kleine französische Dorf Dieulefit. Es hat sich gelohnt, dass Bettina Storcks so intensive Nachforschungen betrieben und in einem Roman verarbeitet hat. So ist gewährleistet, dass die Taten mutiger Menschen nicht vergessen gehen.
„Es gab zwei Arten von Schweigen: Eines, das wie in Dieulefit Leben gerettet hatte, und eines, das dem Verrat gleichkam, wenn man stumm Unrecht geschehen liess und seine Stimme nicht gegen die Verbrechen erhob.“
Fazit
Diese Geschichte vergisst man nicht so leicht – sie geht unter die Haut. Bettina Storcks hat ein tolles und ergreifendes Buch über eine dunkles Stück Zeitgeschichte geschrieben.
Bettina Storks, Diana
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