Der schwarze Winter

  • HarperCollins
  • Erschienen: Oktober 2023
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Heike Jaschhof
951001

Histo-Couch Rezension vonNov 2023

Aufbruch in eine ungewisse Zukunft

Wulfskate, Oktober 1946: Die 36jährige Silke und ihre 24jährige Schwester Rosemarie Bensdorf sind Vertriebene aus Danzig. Im Zuge der Landverschickung finden sie Unterkunft auf einem Bauernhof. Aber unmenschliche Bedingungen zwingen die Geschwister, zu flüchten. Voller Hoffnung auf einen Neubeginn brechen sie auf nach Hamburg.

„… könnte man vielleicht eine neue Zeit einläuten, eine Zeit der Freundlichkeit und Freiheit“ 

Hamburg 1946: Die zertrümmerte Stadt wird von der britischen Besatzungsmacht kontrolliert. Das Jahr 1946 ist geprägt von Hungersnot, Wohnungsnot und einem eiskalten Winter. Inmitten dieser prekären Versorgungslage wollen sich die Geschwister Silke und Rosemarie Bensdorf in Hamburg eine neue Existenz aufbauen. Dies scheint zunächst ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Doch sie haben Glück. Mit ihrer offenen und zugewandten Art finden sie bald Freundinnen und Freunde, die ihnen bei der Suche nach Unterkunft und Erwerb von Lebensmittel helfen.

Clara Lindemann, geboren 1967 in München, beschäftigte sich bereits im Jugendalter mit der Zeit des Nationalsozialismus. Nach längeren Aufenthalten im Ausland kehrte sie wieder nach Deutschland zurück. Neben ihrem Interesse an historischen Themen engagiert sie sich in den Bereichen Feminismus und Diversität.

Gleich zu Beginn des Romans werden die Leser/innen in einem Prolog auf ein fesselndes Leseerlebnis eingestimmt. In ihrem ersten Roman mit historischem Hintergrund beschreibt Clara Lindemann die soziale und wirtschaftliche Lage der Hamburger Bevölkerung. „Der schwarze Winter“ ist ein durchaus passender Titel, denn er beschreibt die unerträglichen Bedingungen für die ausgebombte, hungernde Bevölkerung im später auch so genannten Hungerwinter 1946/1947.

Neben Einblicken in die britische Besatzungspolitik zeichnet die Autorin ein anschauliches Bild über die Strukturen des Schwarzmarkthandels. Rosemarie und Silke müssen die Erfahrung machen, dass der Schwarzmarkt eine reine Männerdomäne ist. Dementsprechend werden sie immer wieder mit Intrigen konfrontiert. Authentisch beschreibt die Schriftstellerin die hinterhältigen und rauen Praktiken der Händler. Dennoch, die beiden Schwestern lassen sich nicht beirren, ihren Weg zu gehen. Zusammen mit ihrem Freund Hans, genannt der Schiefhannes, stellen sie sich mutig gegen ihre Widersacher. Jedoch nicht nur gegen Anfeindungen und Missgunst haben die Geschwister und ihre FreundInnen zu kämpfen. Rosemarie kommt in Kontakt mit einem Heim für Waisenkinder, die im Sinne der NS - Ideologie erzogen werden. Bald kommen Rosemarie und ihre WeggefährtInnen den heimtückischen Machenschaften der Heimerzieher auf die Spur.

Der gut recherchierte Roman endet mit einem Epilog, der nach einem mitreißenden Lesestoff aufatmen lässt.

Fazit

Clara Lindemann beschreibt in ihrem Roman „Der schwarze Winter“ fundiert die Lebenssituation der Menschen im ersten Jahr nach Kriegsende in Deutschland – im Hungerwinter. Bewegend erzählt sie über die Kriegsgeneration, die alles verloren hat und dennoch mit Mut und Zuversicht nach vorne blickt.

Der schwarze Winter

Clara Lindemann, HarperCollins

Der schwarze Winter

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