Die Kathedrale des Königs
- Ullstein
- Erschienen: August 2023
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Eine kurzweilige Liebesgeschichte um den Bau der Westminster Abtei.
Henri arbeitet am Bau der Kathedrale in Reims, als ihn der englische Mönch Archie aufsucht und ihm einen Brief des Königs überreicht. Darin stellt Heinrich III. ihm eine Anstellung als Baumeister seiner Kathedrale in Aussicht, die in Westminster entstehen soll. Henri möchte seine Vergangenheit hinter sich lassen und willigt ein. Allerdings ist schon die Fährüberfahrt von Calais nach Dover abenteuerlich, sogar fast tödlich, so dass Henri nicht nur Archie das Leben rettet, sondern auch einen Schwur an die Gottesmutter Maria leistet, ihr eine einzigartige Kirche zu errichten, sollte er England je erreichen.
Zwar verschont der gewaltige Sturm ihn und auch die anderen Mitreisenden, aber seine kostbaren Zeichnungen und Unterlagen gehen verloren, so dass er vermeintlich mit leeren Händen vor den König treten muss. Aber Carol, die Tochter des Barons von Farnham, hatte die Dokumente retten können und fängt ihn vor seiner Audienz ab, so dass er Heinrich III. von sich und seinen Plänen überzeugen kann.
Eine verbotene Liebe im Schatten der Abtei
Natürlich verlieben sich Henri, der in Frankreich verheiratet war, dessen Frau aber an den Folgen einer Totgeburt verstorben war, und Carol, die nicht nur einen eigenen Kopf hat, sondern auch diesen einzusetzen weiß. Dies geschieht sehr zum Verdruss ihres Bruders Oliver, der sie gerne zu seinem Vorteil vermählen möchte. Carol jedoch zeigt sich kämpferisch und setzt alles daran, die Heirat zu verhindern, besonders weil Guy de Montfort so gar nicht ihren Vorstellungen eines ehrenwerten Mannes entspricht.
Dass eine Ehe mit einem Baumeister - zumal Henri kein richtiger Baumeister ist, sondern nur ein einfacher Maurer, der dank der Namensgleichheit verwechselt wurde - ausgeschlossen ist, macht es den beiden Liebenden nicht einfacher. Heimliche Treffen und verbotene Küsse bleiben allerdings nicht lange unentdeckt. Oliver setzt alles daran, Henri aus dem Weg zu räumen und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück.
Kurzweilige Perspektivwechsel der Hauptpersonen
Die Figurenanzahl bleibt in Claudius Crönerts Setting übersichtlich, was bei einem historischen Roman nicht selbstverständlich ist. Die Hauptpersonen sind auf Henri, Carol, Archie und Oliver beschränkt. Die Perspektive wechselt zwischen ihnen, was Abwechslung erzeugt, aber keinesfalls verwirrend ist. Weitere Figuren treten am Rande auf, werden aber gut eingebunden und charakterisiert, so dass sie Kontur haben.
Die Sprache ist klar, aber dennoch fächert sie die damalige Zeit ausgedehnt aus. Manchmal mutet sie sehr modern an, so dass man sich das ein oder andere Mal vergegenwärtigen muss, dass es sich um einen Mittelalterroman handelt. Dagegen erzeugen kleine Szenen, wie die am Hafen von Calais, ein umfassendes Bild, wie es auf den Straßen zugegangen sein mag. Dennoch hält sich der Autor nicht allzu sehr damit auf, lässt einige Szenen, wie beispielsweise die Feldzüge, an denen Oliver teilnimmt, aus und erzählt sie nur indirekt, weil sie zum direkten weiteren Verlauf der Geschichte nichts beitragen würden. Dadurch ist der Roman nicht so ausladend wie man es von anderen historischen Büchern gewohnt sein mag.
Der Bau der Westminster Abtei
Das zweite große Hauptthema des Romans neben der Liebesgeschichte ist der Bau der Kathedrale von Westminster. Die Probleme Henris, vor allem die finanziellen, aber auch die Fortschritte werden ehrlich dargestellt. Dies hätte man sich noch etwas ausführlicher gewünscht, was aber auch nicht einfach wäre, denn viele Dokumente zum Bau dieser Kirche sind nicht vorhanden.
Fazit
Der Autor Claudius Crönert hat mit „Die Kathedrale des Königs“ einen soliden historischen Roman vorgelegt, der kurzweilig die Liebesgeschichte zwischen Henri und Carol und den Bau der Westminster Abtei erzählt.
Claudius Crönert, Ullstein
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