Karten, die die Welt veränderten

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  • Erschienen: Oktober 2023
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJan 1970

Anschauliche Geschichte der Kartografie.

Wer sich heutzutage auf den Weg in unbekannte Regionen hat, schaltet einfach im Auto sein Navi an oder bemüht einen anderen Online-Dienst, gibt die Zieladresse ein und lässt sich in Ton und Bild an den gewünschten Ort führen. Diese Möglichkeit gibt es erst seit den 1980er Jahren, doch auch schon zuvor wollte der Mensch reisen. Dies tat er anhand von Karten, die ja auch einmal irgendjemand erstellt hat. Die Geschichte der Kartografie ist in Philip Parkers Sachbuch „Karten, die die Welt veränderten“ nachzuvollziehen, und dies auf spannende Art und Weise.

Dabei dürfte vor allem der Beginn der Kartografie interessant sein. Warum fing man an, Karten zu zeichnen, wer war das, wie sahen die aus? So erfährt der Leser bereits im ersten von insgesamt zehn Kapiteln, dass es bereits erste Ritzungen auf Steinen gibt, die im 11. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein sollen und die manche für den Beginn der Kartografie halten. Die erste Karte, die von den meisten Experten allerdings anerkannt wird, ist eine Zeichnung an einer Wand in der Nähe von Konya in der Türkei, wo es um 6200 v.Chr. einen Vulkanausbruch gab, und dieser ist an der Wand zwischen anderen Zeichnungen festgehalten und der Vulkan in eine Art Stadtplan eingebettet. Von diesem Plan gibt es im Buch auch eine Abbildung.

Reich bebildert

Überhaupt ist das Buch reich bebildert. Es gibt keine Doppelseite, in der nicht wenigstens eine Karte, oft sogar zwei, abgebildet sind und die so auch visuell für den Leser die Geschichte der Kartografie nachvollziehbar macht: Abbildungen früher Karten aus verschiedenen Materialien, wie auf Papyrus in Ägypten (12. Jhd. V. Chr.) auf Steinen (Babylon, 6. Jhd. V. Chr.), Deckenmalereien und bald auch auf Leder, Papier und anderen Materialien. Mit jeder Karte sieht man, wie genauer die Malereien werden, wie präziser und weitläufiger.

Beschrieben werden nicht nur die Karten an sich, sondern auch, wie es zu den Karten kam und welchem Zweck sie dienten. So hat auch die Vermessung des Himmels Einfluss auf die Kartografie, Reisende brachten neue Erkenntnisse und versuchten, diese anhand von Karten festzuhalten und durch Abschriften weiterzugeben. Dadurch entstanden erste Weltkarten, die perspektivisch natürlich noch nicht die heute bekannte Realität erreichten, jedoch für die damaligen Möglichkeiten bereits beeindruckende Ergebnisse lieferten.

Fehlen darf natürlich auch nicht der bekannteste der frühen deutschen Geografen und Kartografen, Gerhard Mercator, um nur einen von vielen zu nennen. Er war bekannt für seine Präzision und vor allem für seine Weltkarte von 1569, die, 18teilig, die Meridiane gerade darstellte und nicht zusammenführte und ihn zum größten Kartenmacher machte, und die Standards bis heute setzte.

Grobe Darstellungen und präzise Detailarbeit

Nach groben Weltkarten, Globen und Atlanten wurden die Karten wieder kleiner und präziser. Man konnte sich auf bestimmte Gebiete festlegen und die Landschaften kartieren und auch genaue Stadtpläne erstellen. Man fing an, sich in Darstellungen zu spezialisieren, etwa auf Landschaften, Flussverläufe, Gebirge, Meeresverläufe, Kombinationen davon und Gesamtdarstellungen. Mit dem Buchdruck konnten auch Karten gedruckt und leichter verbreitet werden.

Philip Parker erzählt verständlich und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, wie sich die Kartografie entwickelt, und behält den geneigten Leser trotz einer Fülle an Informationen immer bei sich. Er nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise von Steinmalereien bis zur modernen computertechnischen Kartografie, die für uns heute so selbstverständlich ist. Er beantwortet Fragen, von den man nicht wusste, dass man sie vielleicht hatte und bringt seine Leser aber auch zum Nachdenken, welche Pionierarbeit unsere Vorfahren geleistet haben, damit der heutige Mensch „einfach so“ mit seinem Navi durch die Gegend fahren oder mal eben im Rechner seine Urlaubsrouten planen kann. Denn einfach waren die Anfänge nicht.

Fazit

„Karten, die die Welt veränderten“ ist ein faszinierendes Buch, das das Forscher-Gen in jedem weckt, Karten vielleicht ab nun mit anderen Augen zu betrachten. Das 272seitige (und damit auch schwere) Hardcover aus dem Haupt Verlag ist kurzweilig und informativ und wird durch umfangreiches Quellenmaterial, Register und Bildnachweise ergänzt. Dieses Buch muss man nicht von Anfang bis Ende lesen, sondern kann immer wieder darin lesen, stöbern und sich weiter damit beschäftigen. Es ist wunderbar als Geschenk geeignet und sollte in jedem Regal für geschichtsinteressierte Leser stehen, die gerne über den Tellerrand eines Romans hinausschauen. Lesens- und entdeckenswert.

Karten, die die Welt veränderten

Philip Parker, Haupt

Karten, die die Welt veränderten

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