Ich, Lady Macbeth
- Heyne
- Erschienen: September 2023
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Machthungrige Protagonistin auf dem Weg zur Königin.
In Schottland im 11. Jahrhundert kämpfen mächtige Männer um den Thron und um die wahre Religion. Die Pikten und ihre Druiden werden unterdrückt, so wie Gruochs Großmutter, die auf eine Insel in einem See verbannt wird, weil sie der alten Religion nicht abschwören will. Dort macht sie dem jungen Mädchen die Prophezeiung, dass es eines Tages Königin von Schottland sein wird. Gruoch glaubt daran und tut alles dafür, dass ihr Schicksal sich erfüllen wird.
Allerdings muss sie schnell erkennen, dass der Weg kein direkter sein wird, sondern über viele Umwege und Sackgassen, über Stolperfallen, Verrat und auch Mord führen wird. Unbeirrbar verfolgt sie ihr Ziel, zur mächtigsten Frau Schottlands zu werden. Doch wie hoch ist der Preis?
Eine starke Frau in einer männerdominierten Welt
Die Autorin Isabelle Schuler konzentriert sich in ihrem Roman auf ihre Protagonistin, die sie durch Höhen, aber durch noch mehr Tiefen des Lebens führt. Die Geschichte der damaligen Zeit bildet den Hintergrund und bleibt das leider auch ein wenig zu sehr, dabei wären die Verstrickungen der Königslinie bis hin zu Macbeth als König sehr interessant gewesen. Hier finden sie nur Erwähnung, wenn es dem Lebenslauf Gruochs dient, was ein wenig blass wirkt, jedoch auch der Form der Ich-Erzählung geschuldet ist.
Der Lesende erfährt die Geschichte also ganz aus der Sicht von Gruoch, die hier als Ich-Erzählerin auftritt. Ihre innere Zerrissenheit zwischen dem Drang, ihre Prophezeiung zu erfüllen, und dem Wunsch, das zu tun, was ihr beliebt, erfährt man hautnah, was allerdings nicht dazu beiträgt, dass man sie sympathisch findet. Für ihren vorbestimmten Lebensweg geht sie über Leichen und stößt die Menschen von sich, die ihr am meisten bedeuten könnten. Ein wenig naiv erkennt sie manche Intrige erst, wenn es zu spät ist, woraus sie aber für ihre Zukunft Lehren zieht.
Umwege und Stolpersteine
Gruoch lässt sich nicht beirren und plant ihre Handlungen einzig darauf aus, eines Tages Königin von Schottland zu werden. Dass sie eine Frau ist, die von den Männern wie eine Schachfigur benutzt werden kann, macht es dabei nicht einfacher. Auch wenn sie sich als gute Herrin in Moray beweist, so werden die Erfolge doch ihrem Ehemann zugeschrieben. Die Wut, die sie stellenweise antreibt, ist vor allem aus heutiger Sicht mehr als nachvollziehbar.
Den Ehrgeiz, den Gruoch dabei an den Tag legt, mag nicht sehr ansprechend wirken, aber notwendig sein. Allerdings wirkt es doch eher abschreckend, so dass der Lesende hin- und hergerissen sein mag, ob er nun mit der Hauptfigur sympathisiert oder nicht. Den Erfolg wünscht man ihr nichtsdestoweniger, allein um eine aufstrebende Frauengestalt in der rohen Männerwelt zu erleben.
Der Schreibstil von Isabelle Schuler ist sehr ausgewogen und ehrlich, lässt sich wunderbar lesen, ohne dass man zu sehr verschlungene Satzkonstruktionen mühsam enträtseln muss. Auch die übersichtliche Anzahl der auftretenden Personen sorgt für einen unkomplizierten Lesegenuss.
Fazit
Der Debütroman von Isabelle Schuler hat eine gewichtige Hauptfigur in Lady Macbeth, die ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen darf. Eine starke, nicht immer sympathisch wirkende Frau, die sich in der Männerwelt des Führmittelalters zu behaupten weiß, kommt hier zu Wort.
Isabelle Schuler, Heyne
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