African Samurai
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Mai 2024
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Ein ebenso bewegender wie faszinierender Lebens- und Leidensweg.
Mit 12 Jahren muss Isaak miterleben, wie sein ganzes Dorf ausgelöscht und seine Mutter getötet wird. Nur die jungen Männer werden von Sklavenhändlern gefangen genommen. Isaak wird an indische Söldner verkauft, die ihn zum Soldaten ausbilden. Später wird der junge Isaak Leibwächter des portugiesischen Jesuitenpaters Valignano. Dieser möchte auf seiner Mission die Christianisierung Japans vorantrieben.
Vom geschundenen Sklaven zum vereidigten Gefolgsmann von Japans mächtigstem Herrscher
Japan ist in zahlreiche Territorien - sogenannte Daimyos - zerteilt, die gegeneinander und in unterschiedlichen Bündnissen Kriege gegeneinander führen. Fürst Oda Nobunaga möchte hier für Ordnung sorgen und das Land vereinen. Er ist Japans mächtigster Herrscher, seine Macht und Gefolgschaft nimmt stetig zu. Pater Valignano verschenkt beim ersten Aufeinandertreffen Isaak an Nobunaga. Für Isaak soll sich das Leben, das er fortan als Yasuke führt, grundlegend ändern.
Anfangs erfordern die vielen Namen und ihre politischen und gesellschaftlichen Verflechtungen im Japan des 16. Jahrhundert immer wieder stärkere Aufmerksamkeit. Aber die Details sind wichtig, um die Geschehnisse einordnen zu können. Doch schon bald werden uns die Figuren vertraut und wir tauchen ab in eine unglaubliche Lebensgeschichte. Diese ist umso erstaunlicher, da sie auf wahren Begebenheiten beruht. Craig Shreve erläutert im Nachwort seine ausgiebigen Recherchen und Quellen, schildert auch an welchen Stellen er Anpassungen an den historischen Ereignissen vorgenommen hat.
Aus der Sicht von Yasuke erzählt, wechseln die verschiedenen Zeitebenen. Wir werden Zeuge wesentlicher Lebensstationen, erfahren von den erschreckenden Qualen eines Kindes und jungen Mannes, den brutalen körperlichen und seelischen Erniedrigungen. Es ist ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben, die eigene Identität immer weiter zurückdrängend, bis nur noch Gehorsam zählt und als Teil der Lebensidentität akzeptiert wird. Craig Shreve erzählt das ohne große Effekthascherei, umso eindringlicher und lebensnaher geraten die Schilderungen.
Erst unter Pater Valignano erfährt Isaak als Leibwächter mehr Respekt und Anerkennung - dies allerdings auch nicht ohne Bedingungen. Mit seiner dunklen Haut und stattlichen Statur zieht Isaak die Blicke und Aufmerksamkeit auf sich - nicht nur im positiven Sinne. Immer wieder wird er daran erinnert, dass er Sklave ist, nicht unabhängig. Aber Isaak fasst erstes Vertrauen, das umso stärker erschüttert wird, als Valignano ihn eben dem japanischen Fürsten Oda Nobunaga hergibt. Doch unter dem mächtigen Herrscher wird sich das Schicksal wenden.
Obwohl mit gut 300 Seiten im Umfang recht kompakt, entfaltet sich eine großartige und ergreifende Geschichte von hoher Intensität. Eine Geschichte die uns mitleiden und mitfühlen lässt und bei der wir stets hoffen, dass der Respekt und die Freundschaft, das neu gewonnen Vertrauen unter Oda Nobunaga, nicht wieder zerbrechen mag. Wir werden auch daran erinnert, was es bedeutet, frei zu sein, und wie bedeutsam Zugehörigkeit und Herkunft für die eigene Identität sind.
Fazit
Craig Shreve zeichnet einen ebenso bewegenden wie faszinierenden Lebens- und Leidensweg eines Mannes nach. „African Samurai“ ist ein großartiges Buch, das ein besonderes Schlaglicht auf einen besonderen Mann im Japan des 16. Jahrhundert wirft.
Craig Shreve, Droemer-Knaur
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