Lindt & Sprüngli
- Penguin
- Erschienen: Oktober 2024
- 3
Mit Beharrlichkeit zur Verwirklichung eines Traums.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1826: David Sprüngli arbeitet als Geselle in der Confiserie Vogel in Zürich. Sein Sohn Rudolf absolviert ebenfalls eine Lehre als Bäcker-Konditor, träumt jedoch davon, selbst Schokolade herzustellen. Ein Traum, den er hegt, seit er als kleiner Junge beim Apotheker Flückiger von dessen selbstgemachter «Medizin» genascht hat. Doch Vater Sprüngli hält wenig von diesen Träumereien, weshalb Rudolf beschliesst, auf Wanderschaft zu gehen. Sein Ziel ist Vevey, wo er sich eine Lehrstelle beim Schokoladenfabrikanten Cailler erhofft.
Beharrlich und innovativ
Rudolf Sprüngli hat Glück. Bei Cailler lernt er nicht nur viel über die Herstellung von Schokolade, sondern auch über den Handel mit Kakao. Als sein Vater die Konditorei Vogel übernehmen kann, kehrt Rudolf nach Zürich zurück. Sein Traum von einer eigenen Schokoladenfabrik bleibt jedoch bestehen. Für Vater Sprüngli ist das ein rotes Tuch. Er, der lieber beim Althergebrachten bleibt, steht Neuerungen skeptisch gegenüber. Sein Sohn hingegen ist ein Macher, der versucht, das Geschäft auszubauen und sich den sich wandelnden Bedürfnissen der Kundschaft anzupassen. In diesen Jahren steht die nie endende Arbeit im Vordergrund, denn die Schulden müssen abbezahlt werden, sagt Vater Sprüngli.
Neben seinem Traum von der eigenen Schokoladenherstellung wünscht sich Rudolf eine Frau. Doch auf seine Auserwählte muss er lange warten. Seit Jahren hat er ein Auge auf Katharina Ammann, die Tochter des Turmwächters, geworfen. Bis sie endlich ein Paar werden, sind einige Hindernisse zu überwinden und Geduld ist gefragt.
Doch geschäftlich geht es stetig aufwärts. Immer wieder muss Rudolf dabei seinen Vater von der Notwendigkeit überzeugen, sich dem Fortschritt anzupassen. Beharrlich verfolgt der junge Sprüngli seine Pläne und baut die Confiserie Sprüngli & fils, wie die Konditorei Vogel nun heisst, immer weiter aus. Nach Jahren erfolgreicher Tätigkeit können Katharina und Rudolf Sprüngli im Jahr 1863 endlich die Confiserie Sprüngli an zentraler Lage am Paradeplatz in Zürich eröffnen.
«Bei Sprüngli ging es immer schon etwas feiner zu. Die Gäste kamen, um zu geniessen, zu plaudern, Patiencen zu legen, zu sehen und gesehen zu werden. Aber alles diskret und vornehm.»
Historisches, süss verpackt
Die Familiengeschichte der Sprünglis von Lisa Graf umfasst die Jahre von 1826 bis 1863 und erzählt die Vergangenheit von David Sprüngli, wobei der Schwerpunkt auf dem Leben von Rudolf Sprüngli, Davids Sohn, liegt. Neben vielen interessanten Details über das Bäcker- und Konditorhandwerk erfährt man auch Einzelheiten über Schokoladenherstellung und den Handel mit Kakaobohnen. Zahlreiche Nebenfiguren bereichern die Familiengeschichte, sodass durch sie auch viele historische Ereignisse ihren Platz in diesem Roman finden. Es geht um Bürgerrechte, das Zunftwesen und seine Bedeutung, aber auch um den Putsch gegen die Zürcher Regierung und die Choleraepidemie von 1867. Es ist eine Reise ins 19. Jahrhundert, eine Zeit voller politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Mit scheinbar leichter Hand vermischt Lisa Graf Fakten und Fiktion zu einer angenehmen Lektüre. Allerdings leidet der Spannungsbogen unter dieser Leichtigkeit. Alles fügt sich harmonisch zusammen, Lösungen sind vorhanden und Ereignisse reihen sich wie Perlen einer Kette aneinander. Daher ist es wichtig, die Zeitsprünge besonders aufmerksam zu verfolgen. Abgesehen davon, ist es ein unterhaltsamer Lesestoff.
Fazit
Im ersten Teil der Trilogie «Lindt & Sprüngli-Saga» steht die Familie Sprüngli im Mittelpunkt. Eingewoben ist ein bedeutendes Stück Schweizer Geschichte. Die Leichtigkeit, mit der Lisa Graf erzählt, macht die Erzählung interessant und die Lektüre angenehm. Einzig die Spannung fehlt noch – und der Bezug zu Lindt.
Lisa Graf, Penguin
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