Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: September 2024
  • 2
Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs
Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJan 2025

Wie man sich als aufstrebender englischer Kapitän Freunde und Feinde macht.

England, 1784. Horatio Nelson ist ein junger aufstrebender Kapitän seiner Majestät, der den Auftrag bekommt, mit der HMS Boreas in die Karibik zu segeln, um dort den Schmuggel zwischen den Amerikanern und den Inselbewohner aufzudecken und die Schiffe als Prisen nach England zu schicken. Nelson ist königstreu, pflichtbewusst und gewillt, die Order auszuführen, doch hat er nicht mit der Situation vor Ort gerechnet. Dort gilt eher: Leben und leben lassen, und durch sein forsches Auftreten macht er sich mehr Feinde als Freunde.

Nach seiner Rückkehr nach England bekommt er zunächst kein neues Kommando, was auch mit dem Ausbruch der Französischen Revolution zu tun hat. Doch 1793 wird der französische König hingerichtet und England tritt in den Krieg mit Frankreich, und so wird er doch wieder reaktiviert und fährt als Kapitän der HMS Agamemnon ins Mittelmeer, um den Franzosen die Stirn zu bieten. Doch die haben einen neuen Befehlshaber in ihren Reihen, der zwar klein ist, aber große Visionen hat und den Engländern immer wieder Probleme bereitet. Sein Name ist Bonaparte, und mit ihm wird in Zukunft wohl noch zu rechnen sein…

Zwischen den Stühlen

Mac P. Lorne startet mit „Captain Nelson“ eine Dilogie über den englischen Nationalhelden, der seine Karriere auf hoher See als Kapitän in der Karibik startet und sich dort als Taktiker bewährt. Er beschreibt Nelson als kühnen jungen Mann, dem seine Vorgesetzten eine große Karriere prophezeien, wenn er sich denn an die Spielregeln hält. Weit weg von der Heimat in der Karibik bedeutet das, dass es nicht unbedingt die Regeln des Königs sind, und so steht er zwischen Pflicht und Moral. Immerhin lernt er hier seine Frau kennen, die er heiratet und die nach seiner Rückkehr nach England mit auf das Landgut seines Vaters zieht.

Lorne beginnt seine Erzählung nicht mit der Kindheit Nelsons, sondern mit seinem ersten Einsatz als Kapitän, und das ist angenehm, kann man doch vielleicht die eine oder andere Anekdote mal als Rückschau einflechten. Nelson ist hier kein Überheld, er hat durchaus seine Ecken und Kanten, und Lorne betrachtet nicht nur seine berufliche Karriere, sondern schaut auch ein wenig auf sein Privatleben, so man denn davon reden kann, wenn die Frau zu Hause sitzt und er jahrelang über die Weltmeere fährt. Dass er durchaus die eine oder andere Affäre hat, bleibt da wohl nicht aus, und besonders eine Frau geht ihm nicht aus dem Kopf: Die Frau des britischen Botschafters in Neapel, die wohl mehr Botschafterin ist als ihr Mann und gerade durch ihre Position Interesse bei Nelson weckt.

Spannende Seegefechte

Nelson schafft sich durch seine Taktiken auf See sowohl Respekt als auch Feinde, besonders die ewige erfolglose Jagd nach einem bestimmten französischen Schiff lässt ihm keine Ruhe. Da kommt es schon zur einen oder anderen Seeschlacht, die von Lorne treffend, aber nicht zu brutal geschildert werden. Hier geht es mehr darum, wie die Schiffe umeinander herum navigieren und Breitseiten abfeuern, als um blutige Nahkampfschlachten, in denen sich die Erzählung weidet.

Wenn es erzählerischen Leerlauf gibt, also Nelson auf wochenlanger Fahrt ist, schildert der Autor die gerade herrschenden politischen Verhältnisse, die sich fast täglich ändern können, geht aber nicht allzu sehr ins Detail, sondern erklärt nur die wichtigsten Fakten, die für die Erzählung nötig sind. Da er ja keine fiktive Geschichte erzählt sondern ein tatsächliches Leben verfolgt, muss auch nicht immer auf jeder Seite etwas Außergewöhnliches passieren. Generell ist Lornes Schreibstil flüssig zu lesen und ergeht sich nicht in fachlichem Geschwafel, dem man nicht folgen könnte.

Reichhaltige Zugaben

Der Roman aus dem Knaur Verlag hat ein schönes und passendes Cover bekommen, das aus der beinahe derzeit herrschenden Eintönigkeit von Covern heraussticht und auch inhaltlich ist es sehr lebendig. Auf der inneren vorderen Klappseite ist ein Porträt des jungen Nelson, auf der Klappseite hinten ist eine Karte der Karibik, sodass man verfolgen kann, wo sich Nelson aufgehalten hat. Ein Nachwort, eine Zeittafel, ein Glossar und eine Bibliografie ergänzen den gelungenen Roman, zusätzlich gibt es noch eine Leseprobe des zweiten Teils. Die 366 Seiten vergehen wie im Fluge, und man freut sich, direkt in den zweiten und letzten Band übergehen zu können. Endlich wieder ein Seefahrer-Roman, leider wird dieses Genre nicht mehr oft bedient.

Fazit

Mac P. Lorne hat einen gelungenen ersten Teil seiner Romanbiografie über Horatio Nelson vorgelegt, der die Aufs und Abs eines Kapitäns zur See beschreibt und der nicht nur in Seefahrerromantik schwelgt. Er ist flüssig zu lesen und macht Lust darauf, schnell zum zweiten Band zu greifen. Gelungen und unterhaltsam.

Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs

Mac P. Lorne, Droemer-Knaur

Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs

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