Admiral Nelson – Unter Englands Flagge

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Dezember 2024
  • 2
Wertung wird geladen
Carsten Jaehner
881001

Histo-Couch Rezension vonApr 2025

Nelsons Ruhm und Ehre.

1797. Nachdem Horatio Nelson zum Konteradmiral befördert wurde, verliert er in der Schlacht um Teneriffa seinen rechten Arm, was ihn aber nicht davon abhält, weiter als Kommandeur in der englischen Flotte tätig zu sein. Nach einem Heimurlaub zur Erholung kehrt er ins Mittelmeer zurück, wo er die Truppen Napoleons verfolgt und diesen schließlich am 1. August 1798 in der Seeschlacht von Abukir eine vernichtende Niederlage beibringt, die Napoleon vorerst in Ägypten festsetzt und verhindert, dass er sich weiterhin über Europa hermacht. Als er auf der Rückfahrt Neapel von den Franzosen befreit, verliebt es sich in Emma Hamilton, die er bereits Jahre zuvor kennengelernt hatte. Die beiden sind von nun an unzertrennlich, und es beginnt eine Art Menage a trois, denn Emma ist mit dem britischen Botschafter in Neapel verheiratet, der allerdings viel älter ist als sie und den sie gehörig um den Finger wickelt.

Nelson, mit Ehrungen überhäuft, macht sich auf dem Landweg mit den Hamiltons zusammen auf den Rückweg nach England, nachdem wohl auch Napoleon diesen Weg gewählt hat und sich zum Konsul hat ausrufen lassen. Unterwegs wird Nelson überall gefeiert und landet schließlich Ende 1800 in England, wo er sich endgültig von seiner Frau trennt. Anfang 1801 wird Nelson, der schon lange nicht mehr auf See war, zurück zur Admiralität gerufen, da er der einzige zu sein scheint, der Napoleons Flotte wird schlagen und vernichten können. So geht Nelson zurück auf See und versucht, den großen kleinen Franzosen endgültig in die Schranken zu weisen.

England gegen Frankreich – Nelson gegen Napoleon

Mit seiner Ernennung zum Konteradmiral, dem neunthöchsten Rang in der königlichen Marine, nimmt Nelsons Karriere Fahrt auf, auch wenn seine ersten Aufträge eher kleinerer Natur sind. Erst als er Napoleon Bonapartes Flotte stellen soll, kommt er sprichwörtlich in Fahrt und kann dessen Flotte bei Abukir in Ägypten stellen und vernichten. Von diesem Ruhm wird er lange zehren, jeder in England und in der Flotte kennt nun seinen Namen und bewundert seine nautischen Fähigkeiten. Doch gerade nun wird es um ihn in der Flotte ruhiger, denn es gefällt ihm, sich in Neapel niederzulassen und sich den Reizen von Emma Hamilton hinzugeben. Die Frau des englischen Botschafters nimmt ihn völlig für sich ein, und so dirigiert Nelson von Land aus seine Flotten, schreibt Briefe, gibt Befehle, genießt die heimliche Liebschaft, zumal ihr Gemahl, der Botschafter, beide Augen zudrückt und Nelson mehr als Bruder ansieht, obwohl er von der Liebschaft weiß, diese aber geflissentlich übersieht.

So ist dann die erste Hälfte des zweiten Nelson-Romans von Mac P. Lorne auch eher ruhigerer Natur, denn nach der Schlacht bei Abukir vergeht viel Zeit vor allem in Neapel, wo Nelson Ruhm, Ehre und Emma Hamilton genießt. Hier lernt der Leser eine neue Seite von Nelson kennen, nicht so draufgängerisch, sondern mehr der diplomatische Mann, der sich in eine Frau verliebt hat, die sich ebenso in ihn verliebt hat und die nun unzertrennlich sind. Auch wenn ihr Mann immer irgendwie dabei ist und man es irgendwann nicht mehr vor den Offizieren geheim halten kann. Das Verhältnis zu Emma Hamilton bestimmt in dieser Phase sein Leben, und Lorne beschreibt dies auch beiderseits, es geht ihm gut und ihn zieht nichts nach England zurück – schon gar nicht seine Ehefrau.

Zwei Männer – und zwei Frauen…

Doch auch diese Zeit geht zu Ende, Nelson reist mit den Hamiltons nach England, erntet unterwegs weiteren Ruhm und Ehre, und, zurück in England, entzweit er sich mit seiner Frau, wobei er die unbegründete Hoffnung hatte, sie und Emma würden sich anfreunden können. Lorne bleibt hier realistisch und erzählt in verständlicher Weise, wie es mit Nelson und den Frauen so ging. Dabei nimmt er eine neutrale Position ein und übt weder Kritik an Nelsons Lebenswandel, noch nimmt er für Nelsons Beziehung Stellung. Doch immer drängen im Hintergrund die Franzosen, der Erzfeind Englands, den Helden auf See, denn Napoleon mag an Land ein genialer Stratege sein, von Schlachten auf See hat er keine Ahnung.

Lorne setzt mit diesem Band den ersten Teil nahtlos fort, und dass Nelson nicht so viel zur See gefahren ist wie im ersten Band, kann man dem Autor nicht vorwerfen, handelt es sich doch um einen biografischen Roman, dessen Hauptlinie vorgegeben und nicht zu ändern oder abzuwandeln ist. Lornes Erzählstil ist weiterhin dem historischen Treiben angemessen, und größere Zeitsprünge erfordern kürzere Erwähnungen. Natürlich wird nicht jede Etappe von Nelsons Kutschreisen oder Seereisen bis ins Detail erwähnt, aber man ist schon erstaunt, wie das Leben damals mit den notwendigen Verzögerungen funktioniert hat – wenn man in England vom Ende einer Schlacht erfährt, ist sie eigentlich schon seit zwei Wochen gelaufen.

Nelsons Ende

Zu Ende des Romans begibt sich Lorne wieder in das Element, in dem er sich – wie Nelson - sichtlich wohler fühlt als an Land. Es gilt, die Franzosen zu schlagen, und das zur See, und wer noch nicht wusste, wie Nelson ums Leben kam, der wird hier eine intensive Schlacht von Trafalgar erleben. Dass Nelsons Leichnam in einem Fass voll Weinbrand nach England transportiert wurde und dass zwischen seinem Tod und seinem Staatsbegräbnis gut zweieinhalb Monate vergingen – Zeit spielt damals eine andere Rolle als heute, auch das ist ein Aspekt, der in Lornes Roman immer wieder zur Sprache kommt.
Wie bereits beim ersten Teil ist das Cover passend maritim gestaltet. Auf der Innenseite des vorderen Covers findet sich ein Porträt Nelsons, auf der Innenseite des Rückcovers findet sich ein Segelschiff, wie es damals eines unter Nelsons Flagge sein könnte. Die lesenswerten Autorenanmerkungen sollte man sich nicht entgehen lassen, ebenso wird der Roman ergänzt durch ein Glossar und einen kurzen biografischen Abriss des zweiten Romans.

Fazit

Mac P. Lorne hat mit seiner zweiteiligen Romanbiografie über Admiral Horatio Nelson dem berühmten Nationalhelden Englands ein literarisches Denkmal gesetzt, das für manche Leser die eine oder andere Überraschung bieten und auch einige neue Aspekte seines Lebens zeigen könnte. Die Szenen auf See sind nachvollziehbar und die Schlachten spannend, aber ohne Blutrausch beschrieben. Seine Affäre mit Emma Hamilton bestimmt den zweiten Roman, auch wenn sie bei seinem rühmlichen Ende nicht zugegen war. Insgesamt ein stimmiges, gut zu lesendes Werk. Lorne kann dem Genre der maritimen Romane gerne treu bleiben.

Admiral Nelson – Unter Englands Flagge

Mac P. Lorne, Droemer-Knaur

Admiral Nelson – Unter Englands Flagge

Deine Meinung zu »Admiral Nelson – Unter Englands Flagge«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren