Alexanders Erbe: Sturm auf Babylon

  • Rowohlt
  • Erschienen: Oktober 2023
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Alexanders Erbe: Sturm auf Babylon
Alexanders Erbe: Sturm auf Babylon
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Carsten Jaehner
831001

Histo-Couch Rezension vonJul 2024

Wer bekommt Babylon

Im Jahr 316 vor Christus ist die Nachfolge Alexanders des Großen noch immer nicht geklärt. Nach dem dritten Diadochenkrieg haben sich die Fronten verschoben, aber nicht geklärt. Während Antigonos sich in Asien festgesetzt hat, hat sich Kassandros mithilfe seiner Frau Thessalonike, der Halbeschwester Alexanders, in Makedonien festgesetzt und hält sich somit für den legitimen Erben Alexanders. Ptolemaios herrscht in Ägypten und verbündet sich mit Kassandros und Lysimachos, um Zypern und somit die Seemacht im Mittelmeer und vor allem an der Ostküste zu erhalten.

Seleukos, ehemaliger und vertriebener Satrap von Babylon, will nichts sehnlicher, als Babylon zurückerobern, und da kommt ihm ein Bündnis mit Ptolemaios gerade recht. Gemeinsam treten sie der der Schlacht von Gaza im Jahr 312 vor Christus gegen Demetrios an, einen unerfahrenen jungen Heerführer, der die Aufgabe hat, die phönizischen Seehäfen zu verteidigen. Eine epische Schlacht um Ägypten beginnt, und Seleukos schielt weiter auf Babylon.

Die eigene Dynastie steht über allem!

Es geht schon ein wenig durcheinander umher in Robert Fabbris viertem Teil der Geschichte um die Erben Alexanders des Großen. Doch obwohl der Autor seiner Erzählweise treu bleibt, indem er immer ein Kapitel aus der Sicht einer anderen Person erzählt, die die letzte erwähnte im vorigen Kapitel ist, ist dieser Teil etwas anstrengender zu lesen, da es mehr Durcheinander und Hin und her gibt, als es in den vorigen Teilen der Fall war. Muss man sich zu Beginn erst einlesen und mit den neuen Figuren zurechtfinden, bekommt der Roman erst ab den Erzählteilen um die Eroberung Zyperns wieder mehr Struktur.

Was in diesem Teil besonders auffällig ist, ist wie die Herrscher mit ihrem „Material“, den gemeinen Soldaten umgehen. Man bekommt das Gefühl, die Herrscher hätten unendliche Ressourcen an Soldaten, Reitern, Bogenschützen und sonstigen Armeen, die beliebig aufgestockt werden können, aber letztlich nur Zahlen sind im Machtgefüge der Feinde. Trotz all der Taktiken, die aufgehen oder auch nicht, zählt nur die Macht in Alexanders ehemaligem Reich, niemand gibt sich mit dem zufrieden was er hat, es wird erobert und rückerobert, ohne Rücksicht auf Verluste (im wahrsten Sinne des Wortes), und der namentliche Eintrag in die Geschichtsbücher und die Gründung einer eigenen Dynastie sind wichtiger als alles andere.

Schlachten zu Wasser und zu Lande

Da Großteile des Romans am oder auf dem Mittelmeer spielen, nehmen hier Schlachten zur See oder Eroberungen von Häfen, vor allem auf Zypern, mehr Raum ein als sonst. Da werden in Rekordzeit Flotten gebaut und zerstört, da wird an Häfen vorbeigefahren, da der Seeweg schneller ist als der Landweg. Schlachten zur See laufen immer etwas anders ab als Schlachten an Land. Doch immer gilt das Gleiche: Wer sich durch Bestechung oder Eroberung die Unterstützung des jeweiligen Volkes oder eines gerade geschlagenen Restheeres versichern kann, also genügend Gold zur Verfügung hat, der hat gute Chancen, aus der nächsten Schlacht erfolgreich und vor allem lebendig hervorzugehen.

Dass am Ende in der Schlacht von Gaza, die recht ausführlich und damit tatsächlich verständlich ist, Vater gegen Sohn kämpft, Heere mit berittenen Bogenschützen gegeneinander reiten und auch dreiundvierzig Elefanten am Krieg teilnehmen, zeigt noch einmal die Unerbittlichkeit, mit der damals gekämpft wurde. Nein, es war keine gute Zeit damals, um als gemeiner Mensch in Asien, Makedonien, Griechenland oder Zypern zu leben. Und das alles, weil ein Herrscher keinen Nachfolger benannt hat.

Man muss am Ball bleiben

Fabbris Erzählstil ist, trotz allem Durcheinander, das er beschreiben muss, klar und verständlich, die vielen ungewohnten Namen machen einem das Lesen manchmal schwer, und dass die Teilnehmenden gelegentlich die Seiten wechseln, macht das Ganze tatsächlich auch ein Stück unübersichtlicher. Es ist daher zu empfehlen, bei der Lektüre des Romans keine großen Abstände zwischen den Leseeinheiten zu lassen, damit man als Leser den Faden nicht verliert. Dann kann man sich auch in die Charaktere besser hineindenken und deren Taten und Gedanken besser mitverfolgen.

Eine Karte des Alexanderreiches, ein Nachwort und ein Glossar ergänzen den Roman, dem laut Plan des Autors noch zwei weitere Folgen werden. So bleibt eine interessante Geschichtsstunde, bei der man am Ball bleiben muss, um sie vollends verstehen und aufnehmen zu können. Und wer der eigentliche Protagonist der Geschichte ist, kann jeder - je nach Sympathie für den einen oder anderen Herrscher - selbst entscheiden.

Fazit

Der vierte Teil der Romanreihe über die Erben Alexanders des Großen aus der Feder von Robert Fabbri ist eine gelungene Fortsetzung der Geschichte, wenngleich sie etwas verstreuter und unübersichtlicher ist als die Vorgänger. Dennoch wird man bei der Lektüre mit spannenden Momenten und epischen Schlachten zu Wasser und zu Lande belohnt, die man zuvor noch nicht gelesen hat. Man darf sich auf zwei weitere Teile freuen.

Alexanders Erbe: Sturm auf Babylon

Robert Fabbri, Rowohlt

Alexanders Erbe: Sturm auf Babylon

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