Die Stauffenbergs
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Juli 2024
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Niemand würde so ein Ende schreiben.
Es ist eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte. Sie ist eingebettet in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik und endet mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Charlotte Roth hat in ihrem Roman das Familienleben der Stauffenbergs und die Atmosphäre sehr gut eingefangen. Leicht und flüssig erzählt sie vom Alltag Ninas, die oft ohne ihren Mann auskommen muss. Er ist Offizier bei der Reichswehr, später dann Wehrmacht. Obwohl einer seiner besten Freunde Deutschland frühzeitig verlässt, glaubt Claus den Schwarzsehern nicht. Im Gegenteil: Er begrüsst die Veränderungen.
Auf den ersten Blick
Claus Schenk Graf von Stauffenberg weiss schon bei der ersten Begegnung mit Nina von Lerchenfeld, dass sie die Mutter seiner Kinder werden wird. Doch bis dahin dauert es noch eine Weile, denn Claus ist bei der Reichswehr und absolviert dort seine militärische Ausbildung. Als er Nina kennenlernt, ist er im Rang eines Leutnants. Es kann deshalb noch dauern, bis Claus von seinen Vorgesetzten die Erlaubnis erhält, zu heiraten. Von seinem Sold kann er noch keine Familie ernähren. Dennoch stärken diese vorehelichen Jahre das Paar in seiner Liebe. Vor allem Nina profitiert von dieser Zeit. Zu Beginn ihrer Beziehung mit Claus ist sie noch sehr jung und unbekümmert. Dies ändert sich, je mehr Zeit das Paar miteinander verbringt. Mit dreiundzwanzig Jahren gibt Claus Nina das Eheversprechen.
«Eine gewisse Gefahr lag in der Absolutheit, mit der er sich allem verschrieb, was ihm lieb war, aber ebenso ein Zauber […]»
Geheiratet haben sie dann drei Jahre später, im September 1933. Die Ehe mit Claus ist für Nina nicht immer leicht. Sein Leben als Reiteroffizier hält ihn immer wieder von seiner Familie fern. Nina bleibt oft allein mit der wachsenden Kinderschar. Jedoch respektiert sie ihren Mann und weiss um seinen Kampf zwischen Beruf und Familie. Er kann dabei auf ihre uneingeschränkte Unterstützung zählen und schenkt ihr dafür seine bedingungslosen Liebe.
«Weil wir uns alle nicht aussuchen, an welchen Platz wir gestellt werden, und weil darüber kein Nachdenken lohnt.»
Familie und Beruf
Wie die Liebesgeschichte zwischen Nina und Claus ausgeht, ist bekannt. Charlotte Roth hält mit diesem Roman die Erinnerung an ein besonderes Liebespaar und an aussergewöhnliche Menschen wach. Im Mittelpunkt des Romans steht zweifellos die Geschichte zweier Menschen, die füreinander geschaffen sind. Die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven und ergänzt diese durch ein Rundfunkinterview mit der erfundenen Hetty Klötzke, so dass ein wunderbares Gesamtbild entsteht.
Während die Familie von Nina und Claus wächst, verändern sich die politischen Verhältnisse in Deutschland. Die Nazis übernehmen die Macht. Das drohende Unheil wird von vielen lange nicht ernst genommen. Auch Claus sieht zunächst nur Positives. Doch mit der Zeit erkennt er die Realität. Spätestens nach seinem Einsatz in Afrika und seiner Verwundung sieht er die Dinge mit anderen Augen und handelt. Ein höchst riskanter Plan nimmt Gestalt an.
«Ich habe mich ja nun einmal verpflichtet, Deutschland zu dienen», sagte er. «Dem Grossen, Ganzen. Nicht mir selbst.»
Vor diesem historischen Hintergrund hat Charlotte Roth die Liebesgeschichte der Stauffenbergs inszeniert. Es ist keineswegs nur eine romantische Erzählung, sondern eben auch ein Stück deutscher Geschichte. Eine Lektüre, die unter die Haut geht und garantiert noch lange nachklingt.
Fazit
Zweifellos gelingt es Charlotte Roth mit ihrem Schreibstil eine unmittelbare Nähe zu den Figuren und zum Geschehen herzustellen. Sie schafft es, dem aufkommenden Nationalsozialismus Raum zu geben und gleichzeitig die Geschichte der Stauffenbergs im Vordergrund zu halten. Damit ist ihr eine Romanbiografie der besonderen Art gelungen. Sie erzählt von Liebe, Schrecken, Hoffnungslosigkeit, aber auch von grenzenlosem Mut und Anstand.
Charlotte Roth, Droemer-Knaur
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