Der Königsmord von Bamberg

Der Konflikt zwischen den Staufern und den Welfen dauert schon Jahre. Es wird gemordet und intrigiert was das Zeug hält. Zwischen die Fronten geraten nicht nur Adlige und Kirchenleute, sondern auch die zwölfjährige Sophie. Sie, die Tochter des Kämmerers von Bischof Ekbert, ist eine wichtige Augenzeugin für den Mord an König Philipp von Schwaben. 

Die Wissensträgerin

Sophies Geschichte beginnt im Jahr 1248. Inzwischen Grossmutter, erzählt sie ihrer Enkelin Ela in Briefen von den sechs bewegendsten Jahren ihres Lebens.
Im Jahr 1208 wird Sophie Augenzeugin des tödlichen Anschlags auf König Philipp von Schwaben. Dieser war eigens zur Hochzeit seiner Nichte Beatrix nach Bamberg gereist. Aus ihrem Versteck im Dachstuhl beobachtet Sophie den Mord. Da sie sich nicht rechtzeitig verstecken kann, wird sie gesehen. Sophies Wissen bringt sie in grosse Gefahr. Sie wird deshalb in einem nahegelegenen Kloster versteckt. Doch weil Sophie zu redselig ist, wird sie verraten.

Währenddessen wird Bischof Ekbert beschuldigt, an der Ermordung König Philipps beteiligt gewesen zu sein. Er muss das Reich so schnell wie möglich verlassen, um nicht gefangen genommen zu werden. Vordergründig um seine Besitztümer zu inspizieren. In Wirklichkeit aber ist es eine Flucht vor der Reichsacht. Auf seiner Reise wird er von Sophie und ihrem Vater begleitet. Sein Ziel ist eine Audienz beim Papst. Bischof Ekbert rechnet fest mit seiner Rehabilitation, wenn das Mädchen im Vatikan die Möglichkeit erhält, den wahren Tathergang zu schildern. Ihre Reise führt sie von Bamberg über Prag und Wien nach Rom. Auf ihrem Weg erleben sie viele Überraschungen und Abenteuer, bis sie nach sechs Jahren schliesslich wieder in Bamberg ankommen.

Ausgezeichnet recherchiert und unterhaltsam formuliert

Das Eintauchen in die Zeit des Hochmittelalters gelingt mühelos. Die gute Recherche und die Umsetzung mit fiktiven Personen und Ereignissen machen die Geschichte zu einem Vergnügen. Das Mittelalter ist ohnehin prädestiniert für Geschichten, die sich um Machtkämpfe und Intrigen in Königshäusern, Adelspalästen und der Kirche drehen. Anna Degens Roman beschreibt ein wichtiges Stück europäischer Zeitgeschichte. Denn um 1200 ringen die Welfen und die Staufer erbittert um den deutschen Königsthron. Gleichzeitig gibt es Machtkämpfe mit kirchlichen Würdenträgern und dem Papst. Eine Konstellation mit Tücken.

«Diese Akteure inszenierten in den letzten Jahrzehnten des Hochmittelalters ein spannendes Geschichtsdrama. Für ihre adeligen und geistlichen Mitspieler war die Situation äusserst kompliziert, denn sie gerieten immer wieder zwischen die Fronten der in wechselnden Koalitionen vereinten oder einander feindlich gesinnten Machtblöcke.»

Anna Degen hat für ihren Roman die Figur der Sophie geschaffen, die ihrer Enkelin Ela rückblickend in Briefen von ihrem Leben erzählt. Das hat zur Folge, dass man sich plötzlich mitten im Geschehen wiederfindet. Man lernt Burgen und Schlösser kennen, reist durch das Land und erhält Einblicke in das Leben und Treiben rund um die Wehranlagen. Darüber hinaus zeigt Anna Degen bildhaft, wie die verschiedenen Abhängigkeiten das Leben der Menschen beeinflussen.

Der Roman lässt sich gut lesen, auch wenn die vielen gleichlautenden Namen der verschiedenen Könige und Fürsten verwirrend sein können. Anna Degen hat diese Hürde mit Leichtigkeit genommen und eine spannende Geschichte aufgebaut.  

Fazit

Der Roman verspricht spannende Passagen und interessante Einblicke in das Leben im Mittelalter. Dabei ist es der Autorin gelungen, komplizierte historische Ereignisse einfach und verständlich darzustellen. Das macht die Lektüre zu einem besonderen Lesevergnügen.