Fünf Leben

China 1882: Das 12-jährige Mädchen Daiyu wächst unbekümmert und behütet bei ihren Eltern und ihrer Großmutter auf. Sie träumt davon, Fischerin zu werden. Doch ein Überfall im Elternhaus zerstört all ihre Hoffnungen und Pläne.

„Es ist die gewaltige Aufgabe, Einigkeit herzustellen zwischen dem Menschen der ihr seid, und dem Menschen, der ihr sein könntet.“

Die chinesisch – amerikanische Schriftstellerin Jenny Tinghui Zhang berichtet in ihrem Roman „Fünf Leben“ über die Unruhen zwischen chinesischen EinwandererInnen und der weißen Bevölkerung in den USA in den Jahren 1882 – 1885. Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt die Autorin mitreißend in ihrem Debütroman die Geschichte von Daiyu. Elternlos auf sich gestellt, versucht das Mädchen alleine für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.

Zu ihrem eigenen Schutz verkleidet sie sich als Junge mit dem Namen Feng. Auf ihren Streifzügen durch den Fischermarkt in Zhifu gerät sie an einen Mädchenhändler, der sie nach Amerika entführt. Dort erwartet sie ein Klima, das geprägt ist von Anfeindungen und Fremdenhass gegenüber chinesischen MigrantInnen. Das Buch verbreitet beim Lesen eine schaurige Stimmung, die noch durch Daiyus weiteren Lebensweg verstärkt wird. Mit hoher Emotionalität und Brutalität bekommt Daiyu die primitivsten Verhaltensweisen, erfüllt von einem blinden, unversöhnlichen Hass der weißen Bevölkerung gegenüber den EinwanderInnen zu spüren.

Authentisch und gut verständlich integriert die Schriftstellerin die Zusammenhänge der Feindseligkeit in den Handlungsablauf. Bewegend erzählt, lässt sich Daiyus Lebens – und Selbstgefühl gut nachvollziehen, die zusehends in einen Strudel von Unsicherheiten und Selbstzweifeln gerät. Hier macht die Autorin einen informativen Schwenker in die schöne Kunst der Kalligraphie, die nicht nur die LeserInnen etwas aufatmen lässt. Für Daiyu ist sie eine nicht unwesentliche Hilfe, ihren Weg zu finden.

Mit wertvollen Hintergrundinformationen zur Entstehung des Buches schließt Jenny Tinghui Zhang in einem Nachwort den historischen Roman ab.

Die chinesisch – amerikanische Schriftstellerin Jenny Tinghui Zhang wurde in Changun, China, geboren. In Austin, Texas, aufgewachsen studierte sie an der Universität in Wyoming. Die Autorin erhielt für ihre literarischen Arbeiten mehrere Stipendien. Heute lebt sie wieder in Austin, Texas.

Fazit

Ergreifend und fesselnd vermittelt der historische Roman „Fünf Leben“ ein in allen Facetten umfassendes Bild über die Folgen antichinesischer Gewalt im Amerika des 19. Jahrhunderts. Jenny Tinghui Zhang hat dem Buch ein Thema zugrunde gelegt, das bis in die heutige Zeit nichts an Aktualität verloren hat.