Die steinerne Krone
- Lübbe
- Erschienen: Oktober 2024
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Der fortschrittliche Herrscher, der sich zwischen weltlicher und kirchlicher Macht aufrieb.
Süditalien im August 1943: In den Fundamenten von Castel del Monte werden Pergamente und Gegenstände gefunden, die das Leben von Friedrich II. dokumentieren. Ein Sensationsfund für den Archäologen Professor Josef Burger und für den deutschen Wehrmachtsoffizier Günther Hoffmann. Letzterer leitet im Auftrag von Hermann Göring die Expedition, die Friedrich II. endgültig zum Symbol deutscher Macht erheben soll. Görings Bewunderung für die Staufer ist grenzenlos und Hoffmann hat deshalb die neusten Erkenntnisse sofort zu melden. Doch was die Pergamente zutage fördern, widerspricht dem Wunsch nach kaiserlichem Glanz.
Voller Widersprüche
Bei diesen Ausgrabungen im Jahr 1943 entdecken Professor Burger und seine Mitarbeiter in den Fundamenten der Burg Castel del Monte in Apulien acht Pergamentrollen. Jede Rolle ist einem Thema und den Lebensstationen von Fredericus secundus Rogero gewidmet. Zusammen erzählen sie das Leben des Königs von Sizilien und Kaisers des Römischen Reiches.
Fredericus secundus Rogero wurde 1194 in Apulien geboren. Im Alter von drei Jahren verliert er seinen Vater, im Alter von vier Jahren seine Mutter. Nach dem Tod der Eltern übernimmt der Papst die Vormundschaft. Doch Rom ist weit weg von Palermo, wo der junge Friedrich aufwächst. So geniesst er ausgiebig seine kleinen Freiheiten. In den Gassen lernt er viel über das Leben und die Menschen. Er freundet sich mit den Sarazenen an und profitiert von ihrem Wissen. Die Unterweisungen durch Amir ibn Esat lehren ihn, die morgenländische Kultur zu schätzen und zu lieben. Friedrich ist wissbegierig, gelehrig und klug – das ist die eine Seite seines Charakters. Er neigt jedoch auch zu Jähzorn, Unbesonnenheit und Sturheit.
Weltliche und kirchliche Macht
Jahre später trägt Friedrich die Königskrone von Sizilien und macht sich auf den Weg nach Aachen, wo er zum Kaiser des Römischen Reiches gekrönt werden soll. Dort verspricht er, Jerusalem von den Heiden zu befreien. Doch weil Friedrich zunächst sein Reich neu ordnen will, verschiebt er den Kreuzzeug zum Ärger der Kirche immer wieder. Der Papst greift zur Höchststrafe und exkommuniziert ihn. Trotzdem hält der Staufer sein Versprechen und es gelingt ihm sogar, Jerusalem mit Worten statt mit Waffen zu befreien. Das wiederum passt der Kirche überhaupt nicht.
Immer wieder brechen in Friedrichs Reich Unruhen aus, weil sich die Kirche einmischt. Diese Machtkämpfe wirken sich mit der Zeit auch auf Friedrichs Charakter aus. Aus dem fortschrittlichen und wissbegierigen Herrscher wird mit der Zeit ein verbitterter, starrköpfiger und auch grausamer Tyrann.
Vom Helden zum Despoten
Friedrich II. war bereits in jungen Jahren ein fortschrittlicher Herrscher, der in seinem Reich eine neue Verwaltungsform schuf: Recht und Gesetz sollten das Zusammenleben regeln und für alle gelten. In seinem Reich sollten nicht mehr der Adel und Erbfolge entscheiden. Richter wurden eingesetzt. Die neuartige Rechtsform stiess jedoch bei der Kirche auf Ablehnung und war ihr ein Dorn im Auge. Auf dem Spiel standen zu viele Privilegien.
Über viele Jahre hinweg geben die Rollen Einblick in das Leben und Wirken dieses Herrschers mit seinem widersprüchlichen Charakter. Sie zeigen vor allem die Differenzen zwischen weltlicher und kirchlicher Macht. Michael Peinkofer hat mit dem fiktiven Chronisten eine Figur geschaffen, die eher distanziert und sachlich berichtet. Allerdings verliert die Geschichte gegen Ende an Spannung, da die Ereignisse abgehandelt werden, ohne dass sich die Figuren noch aktiv am Geschehen beteiligen. Dennoch bleibt der Eindruck einer spannenden und facettenreichen Lebensgeschichte, die sich deutlich vom trockenen Geschichtsunterricht abhebt. Der historische Roman ist leicht zu lesen und vermittelt viel Wissenswertes. Die Fiktion bildet mit der realen Geschichte ein harmonisches Ganzes.
Fazit
Michael Peinkofer ist es zweifellos gelungen, sich Friedrich II. und seinem Leben und Wirken zu nähern. Die Darstellung des widersprüchlichen Charakters dieses Herrschers ist beeindruckend. Anschaulich beschrieben sind ausserdem die Differenzen zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, an denen Friederich II. letztlich zerbrach. Schnörkellos, bildhaft und einfühlsam lässt er diesen einst so mächtigen Mann noch einmal zu Wort kommen.

Michael Peinkofer, Lübbe
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