Walküren

  • C.H. Beck
  • Erschienen: September 2024
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Walküren
Walküren
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Monika Wenger
801001

Histo-Couch Rezension vonDez 2024

Mythen und Sagen haben wenig mit der Realität zu tun.

Die Wikingerzeit, oft geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen und Entdeckungsreisen, birgt auch eine facettenreiche Geschichte der Frauen. Sie stehen oft im Schatten ihrer Männer. Jóhanna Katrín Friðriksdóttir untersucht in diesem Buch die Rolle der Frau in der patriarchalischen Welt der Wikinger. Um die Realität der Wikingerfrauen besser zu verstehen, ist es wichtig, sowohl die mythologische als auch die historische Sichtweise zu betrachten.      

Mythos und Realität

Die Autorin beginnt mit dem Darraðarljóð, dem Walkürenlied. Walküren sind übernatürliche Wesen der nordischen Mythologie, die auf dem Schlachtfeld über Leben und Tod entscheiden. Der Tod auf der Walstatt bedeutet Ruhm und Ehre für die gefallenen Krieger und gilt als göttliche Fügung. Schmerz und Leid spielen keine Rolle mehr.

In den einzelnen Kapiteln versucht Friðriksdóttir nun, die Rolle der Frau in der Gesellschaft nachzuzeichnen. Sie gliedert das Leben der Wikingerfrauen in Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und endet mit dem Alter und dem Tod. Dabei verknüpft sie immer wieder nordische Sagen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und archäologischen Funden, um die Rolle der Frau zu beleuchten. Diese Gegenüberstellungen ergeben ein eindrucksvolles Bild und lassen erahnen, wie es gewesen sein könnte. Sie verdeutlichen die Bedeutung der Frau in ihrem Wirkungskreis, also vor allem in Haus und Hof. Besonders interessant ist auch, dass starke Frauen in den Geschichtsbüchern nicht vorkommen. Es muss sie gegeben haben, aber sie waren für die Chronisten nicht von Belang.

«Daher ist es nicht sinnvoll, eines dieser Rätsel aus dem Zusammenhang zu reissen und seinen Inhalt auf reale, menschliche Kriegerinnen zu beziehen. […] wichtig ist, den narrativen Kontext und den literarischen Charakter der Quelle zu berücksichtigen.»

Die Gemeinschaft steht über allem

Es ist eine gelungene Darstellung von Sagen, Mythen und Fakten. Friðriksdóttir betrachtet die Welt der Wikingerfrauen in all ihren Facetten und beschreibt die radikalen sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die sich bis in die entlegensten Gebiete Nordeuropas auswirkten. Während die Männer auf Eroberungszügen waren, übernahmen die Frauen vielfältige Aufgaben und sicherten damit das Familieneinkommen. Die Textilherstellung, vor allem das Weben von Segeln und Kleidern, spielte dabei eine wichtige Rolle und ermöglichte den Frauen Handel zu treiben.

Zuweilen stellen die Vielzahl der nordischen Namen und die Einflechtung zahlreicher Sagen eine Herausforderung dar, ermöglichen aber das Verständnis für die Thematik. Das Buch macht deutlich, dass eine Gesellschaft nur dann erfolgreich sein kann, wenn Männer wie Frauen, zusammenarbeiten und ihre spezifischen Fähigkeiten einbringen.

Die Beschreibung der Geschichte Nordeuropas und der Wikingerzeit ist beeindruckend. Obwohl die Autorin aufgrund von Sagen und Mythen oft nur Vermutungen anstellen kann, gelingt es ihr, das Leben der Wikingerfrauen eindrucksvoll und anschaulich darzustellen.

«Ausserdem wurden die Sagas von der zeitgenössischen Kultur und den Problemen geformt, die zum Zeitpunkt der Niederschrift das Leben bestimmten, und natürlich von dem Medium, auf dem sie festgehalten wurden.»

Fazit

Das Buch stellt die Wikingerfrauen in den Mittelpunkt und betrachtet altes Wissen aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Ein sehr gut recherchiertes Buch, das trotz der vielen wissenschaftlichen Details gut zu lesen ist und viel Wissenswertes vermittelt.  

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