Ein Leben für die grosse Liebe und das Hotel.
Der Roman beginnt im April 1945, kurz vor Ende des Krieges. Louis und Hedda Adlon sind in ihrer Villa in Neu Fahrland. Die Russen sind schon weit vorgerückt, aus der Ferne sind Schüsse zu hören. Louis Adlon ist fest überzeugt, dass ihnen nichts passieren wird. Er schätzt die Russen als kultiviertes Volk und kann sich auf Russisch verständigen. Warum sich also Sorgen machen?
Dem Hotel verpflichtet
Im Jahr 1913 war Hedda Seithen nach Amerika ausgewandert. Dort erwartet sie ihr erster Mann, Iwan Burger. Erst wenige Monate zuvor hatten sie in Grossbritannien geheiratet. Voller Vorfreude ist die 24-jährige Hedda bereit für das grosse Abenteuer. Doch wie so oft hat das Leben andere Pläne. Die Ehe scheitert. Daraufhin beginnt die junge Frau zu studieren und nimmt Gesangsunterricht. Ihre Karriere als Opernsängerin nimmt Fahrt auf. Dank der Abfindung von Iwan Burger kann sich Hedda ein gutes Leben leisten. Nun will sie aber endlich ihre Familie in Deutschland besuchen. Hedda freut sich auf die Silvesterfeier mit ihrer Familie. Doch eine Grippe verhindert dies, und so quartiert sie sich im Hotel Adlon ein, wo sie Louis Adlon kennen lernt. Hedda kehrt nicht mehr nach Amerika zurück.
Aus Hedda Seithen-Burger wird Frau Adlon. Zusammen mit Louis stellt sie sich in den Dienst des Hotels. Es wird neben ihrem Mann ihr Lebensmittelpunkt. Alles andere ordnet sie diesem unter. Das Hotel entwickelt sich zum angesagtesten Treffpunkt Berlins. Prominente gehen ein und aus. Hedda ist innovativ und geschäftstüchtig, während Louis sich um die administrativen Dinge kümmert. Im Gegensatz zu seiner Frau ist er zurückhaltender und weniger kommunikativ. So könnte es immer weitergehen im Adlon. Aber die Zeiten ändern sich. Die Nazis kommen an die Macht und der Zweite Weltkrieg bricht aus. Das hat auch Folgen für das Hotel und die Familie Adlon.
Neu Fahrland im April 1945: Louis Adlon unterschätzt die Kultiviertheit der russischen Soldaten. Er gerät in Gefangenschaft, wohl auch, weil die Russen den Generaldirektor mit einem General gleichsetzen und ihn für einen Nationalsozialisten halten.
Verschiedene Lebensphasen
Felix Adlon erzählt in einem Interview, dass Hedda für die Familie eine Art Phantom war. Er wusste nicht viel über sie, bis ihn seine Frau Nina fragte, warum Hedda nicht im Familiengrab beerdigt sei. Diese Frage war der Auslöser für die Spurensuche nach einer Frau, ohne die es das heutige Hotel Adlon höchstwahrscheinlich nicht gäbe. Eine Frau, die zwar in der Familie als «Miststück» bezeichnet wurde, aber wesentlich zum Erfolg des Hotels Adlon beigetragen hat.
«Von einer Persona non grata wurde Hedda zu einer der wichtigsten Figuren unserer Familiengeschichte.»
Auf unterhaltsame Weise erzählt der Autor die Geschichte von Hedda und dem Hotel Adlon. Viele historische Ereignisse und Details verknüpft er mit dem Wirken der Hoteliersgattin. Dabei wird deutlich, wie energisch und temperamentvoll sie gewesen sein muss. Und wie kreativ. Vielleicht ist manches zu weichgezeichnet, aber das macht den Reiz dieses Romans aus.
Felix, der Urenkel von Louis Adlon, schildert Heddas Leben auf mehreren Zeitebenen. In Rückblenden erzählt er von ihrer Auswanderung und dem Leben in Amerika. Dann von der Rückkehr nach Deutschland und von ihrem Leben als Hoteliersgattin. Und immer wieder kehrt er zurück in den April 1945, als Louis in Gefangenschaft gerät und Hedda sich auf die Suche nach ihm macht.
Fazit
Die Geschichte der Hedda Adlon ist interessant und lesenswert. Man spürt die Verbundenheit des Autors mit diesem Familienmitglied, auch wenn manche Details etwas zu weichgezeichnet erscheinen. Eine unkonventionelle und kämpferische Frau, die für das Hotel vorausschauend handelte und nach dem Krieg alles daransetzte, dieses wieder aufbauen zu können.
Kerstin Kropac, Felix Adlon, Heyne
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