Der König ist tot
- Aufbau
- Erschienen: Januar 2007
- 1
- Aufbau, 2004, Titel: 'Le Glaive et les amours', Originalausgabe
Ein würdiger Abschluss einer großen Romanreihe!
Frankreich, 1635. Während der Kontinent unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges leidet, versuchen Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu, sein erster Minister, mit den unzähligen Problemen im Innern Ihres Landes fertig zu werden. Rund um Gaston, den jüngeren Bruder des Königs, entwickeln sich immer neue Intrigen. Der Adel revoltiert gegen den immer stärkeren Absolutismus, den Richelieu zu etablieren versucht. Und dann ist da noch die Sache mit dem Thronerben, den die Königin ihrem Gemahl noch immer nicht schenken konnte. Inmitten dieser Wirren sind wieder die diplomatischen Geschicke von Pierre-Emmanuel de Siorac gefragt ...
Der Beginn einer neuen Epoche und der Abgesang auf eine Alte
Wer weiß, ob Robert Merle, wenn er noch länger gelebt hätte, nicht noch weitere Bände um die Sioracs geschrieben hätte. Denn auch unter Ludwig XIV. hätte es gewiss viel zu erzählen gegeben. Dennoch fühlt sich der Schluss dieses Romans auch wie ein Ende an - der König gedenkt, forthin das Ruder selbst in der Hand zu halten. Es ist der Beginn des Absolutismus französischer Machart, das komplette Gegenteil zum immer mehr erwachenden Parlamentarismus in England. Absolutismus unter Ludwig XIV. steht für einen prächtigen, allmächtigen König. Die Frucht dessen, was in den Jahrzehnten zuvor betrieben wurde.
Und so steht auch in diesem Band wieder der innere Kampf der Krone gegen den Adel im Zentrum des Geschehens. Längst nicht mehr nur von religiösen Motiven getrieben versuchen die Adligen um Monsieur, den Bruder des Königs, Richelieus Macht zu brechen und ihren Einfluss auf den König zu stärken. Ludwigs und Richelieus Tod vermag die Veränderungen jedoch nicht aufzuhalten der neue König ist stark, selbstbewusst, und wird, wie bereits erwähnt, das Ruder in der Hand halten.
Nicht so umfangreich wie die Vorgänger
Die großen Ereignisse dieses Romans sowie die große Zeitspanne, die er abdeckt, eignen sich - eigentlich - erneut für eine große Erzählung. Leider hat der Roman nicht einmal 300 Seiten, so dass sich manches ein wenig gehetzt und zusammengestaucht anfühlt. Gerne würde man als Leser an manchen Augenblicken noch länger verweilen und sich mehr erzählen lassen. Denn es ist nach wie vor ein Genuss, sich von Robert Merle und seinem charmanten Helden Geschichte erzählen zu lassen.
Stilistisch brilliert der Autor wie eh und je und weiß seinen Leser ein letztes Mal mitzunehmen auf eine Reise ins Jahrhundert der Glaubenskriege. Sein Ich-Erzähler plaudert aus dem Nähkästchen, erlaubt intime Blicke in eine uns völlig fremde Welt und vermittelt quasi im Vorbeigehen ein enormes Wissen.
Ein Abschied, der Lust auf eine Rückkehr macht
Wenn nach dreizehn Bänden eine Reihe abgeschlossen wird, stellt sich zum Ende hin automatisch eine gewisse Rührseligkeit ein. Die Erkenntnis, dass es das war, dass diese Reihe zu Ende erzählt ist, lässt einen kurz innehalten und zurückblicken: auf die Anfänge auf der Burg Mespech und in Montpellier, an die Bartholomäusnacht und die Ermordung Heinrichs III., an Henri Quatre, der den Krieg und die Frauen liebte und an die Medici-Frauen, die der französischen Geschichte ihren Stempel aufgedrückt haben.
Und nicht zuletzt denkt der Leser auch zurück an die spannenden Geschichten der fiktiven Helden, an spannende diplomatische Aufträge, an lebensgefährliche Kämpfe, an leidenschaftliche Liebschaften, an den feinen Humor, der die Romane auszeichnet. Und trotz des wehmütigen Gefühls, dass das Ende einer solch guten Reihe immer begleitet, freut man sich als Leser darauf, die Reihe irgendwann neu zu beginnen - und nach Burg Mespech zurück zu kehren.
Robert Merle, Aufbau
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