Das Bernstein-Amulett
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2001
- 2
- Droemer-Knaur, 2001, Titel: 'Das Bernstein-Amulett', Originalausgabe
Rückkehr an den Ort der Kindheit
Barbara wächst als Tochter eines reichen Gutsbesitzers im Osten von Deutschland auf. Als sie 1944 den jungen Wissenschaftler Alex Reichenbach heiratet, scheint ihr Glück vollkommen. Denn zur Hochzeit schenkt Alex ihr das Versprechen, nicht mehr als Soldat in den Krieg zurück zu kehren. Der ernsthafte Wissenschaftler wird für Forschungen an der Universität gebraucht. Die Ankündigung aber findet bei Barbaras Vater keine Gnade. Er bezichtigt seinen Schwiegersohn indirekt der Fahnenflucht und stellt Barbara vor die Wahl, ihrem Ehemann zu folgen oder dem Elternhaus verbunden zu bleiben. Barbara kehrt dem Vater und ihrer geliebten Mutter den Rücken. Als die Eltern von Alex bei einem Bombenangriff umkommen, sieht der junge Mann jedoch keinen anderen Weg, als an die Front zurück zu kehren. Barbara ist zutiefst enttäuscht. Gleichzeitig erreicht sie ein Hilferuf vom Gut ihrer Eltern. Das ist inzwischen mit Ost-Flüchtlingen überfüllt und es wird jede Hand gebraucht. Ihrer Mutter zuliebe kehrt Barbara auf das Gut zurück und lernt dort die junge Sekretärin ihres Vaters, Elisabeth Markwitz kennen. Sie scheint der gute Geist des Gutes geworden zu sein.
Auf dem elterlichen Gut begegnet Barbara auch ihrem früheren Verehrer, Standartenführer Luschnat, wieder. Er versucht, die Tochter des Hauses doch noch an seine Seite zu bringen und schlägt ihr vor, mit ihm in den Westen zu flüchten. Denn von Osten her rücken die Russen heran. Doch Barbara schlägt seinen Wunsch aus. Luschnat erschiesst einen russischen Zwangsarbeiter und verschwindet danach. Kurz darauf wird das Gut von Russen übernommen, die wie Vandalen hausen und Elisabeth vergewaltigen. Erst als Oberst Belajew auftaucht, sind die Bewohner vor Übergriffen geschützt.
Belajew findet Gefallen an Barbara und versucht, ihr Herz zu gewinnen. Als Barbaras Vater von den Russen des Verrats bezichtigt wird, soll Elisabeth Markwitz ihn mit ihrer Aussage retten. Zunächst tut sie das auch, doch nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Gutsbesitzer macht die Sekretärin eine erneute Aussage und belastet ihn schwer. Barbaras Vater wird zum Entsetzen der Familie hingerichtet. Barbara kann nicht verstehen, was in Elisabeth gefahren ist. Die einstige Sekretärin entwickelt sich zu einem bösen Geist, der die verbliebene Gutsfamilie immer wieder drangsaliert und ihre neu gewonnen Positionen in allen Regimen ausnutzt, um Barbara zu schaden. Nur dank der schützenden Hand von Belajew übersteht Barbara die Angriffe. Da kehrt Alex aus dem Krieg zurück.
Viele Fragezeichen
Peter Prange kann schreiben. Das hat er bereits mit mehreren Werken bewiesen. Auch bei Das Bernstein-Amulett ist am sprachlichen Handwerk wenig auszusetzen. Seine Sprache ist präzise und unprätentiös, liest sich angenehm flüssig und hat das Potenzial, die Leser in eine andere Welt zu entführen. Doch da ist der Plot, der viele Fragezeichen offenlässt. Selbst vor der Tatsache, dass in den Kriegsjahren einiges drunter und drüber gegangen ist, bleiben einige Bereiche schwammig, andere wirken regelrecht unglaubwürdig. Insbesondere das jeweils von den eigenen Interessen bestimmte Spiel der drei Protagonisten Elisabeth Markwitz, Michail Belajew und Karl-Heinz Luschnat wirkt manchmal sehr weit hergeholt. Die glühende Nazi-Anhängerin Markwitz, die sich sofort als Kollaborateurin in einer durch die Russen eingesetzten Machtposition wiederfindet, scheint vom Glück überaus begünstigt. Der Leser ahnt zwar bald, wie das Schicksal Markwitz mit demjenigen der Gutsherren verknüpft ist, doch ist alleine schon das kurze Gespräch von Albin von Ganski mit der Sekretärin während des Prozesses in höchstem Masse unglaubwürdig und erscheint vor dem Hintergrund dessen, was auf dem Spiel steht, geradezu grotesk. Dieser Schachzug des Autors legt jedoch die Grundlage für das spätere Geschehen und entwickelt sich damit zur dunklen Wolke, die sich über den ganzen Roman legt.
Hin- und Hergerissen
Barbara entscheidet sich mehrfach dagegen, das elterliche Gut zu verlassen, obwohl ihr das Schicksal in der Gestalt von Elisabeth Markwitz dort übel mitspielt. Ihr krampfhaftes Festhalten an einem Gut, das ihr längst aus den Händen genommen worden ist, scheint kaum nachvollziehbar, umso mehr als sie einen kleinen Sohn zu schützen hat. Immer wieder stösst der Leser auf solche Stellen, die nur mit mehrmaligem Schlucken den Hals hinunterrutschen wollen. Das trübt den Lesespass denn doch so stark, dass man geneigt ist, das von Klischees strotzende Buch frühzeitig auf die Seite zu legen. Peter Prange hat alles in seinen Roman gepackt, was sich für eine Fernseh-Soap eignen würde, aber in der Fülle in einem Roman nicht mehr glaubwürdig ist. Ob es nun um jüdische Wurzeln, die heimliche Liebschaft - trotz tiefster Liebe zum Partner - oder um verschmähte Liebe, Lüge und Intrige geht: Alles ist da. Leider überstrahlt das alles den an sich guten Ansatz, die Zeit der Nachkriegsjahre und Teilung von Deutschland anhand eines Familienschicksals darzustellen.
Peter Prange, Droemer-Knaur
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