Königsberger Dämonen
- Piper
- Erschienen: Januar 2007
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- Piper, 2006, Titel: 'Critique of Criminal Reason', Originalausgabe
Ein historischer Ort und die Verstrickung einer großen Persönlichkeit machen keinen großen Krimi
Bei dem Autoren "Michael Gregorio" handelt es sich um ein Autorenduo und wiederum muss man einräumen, dass das was bei "Nicci French" funktioniert, nicht in jedem Fall so sein muss. So verzettelt sich der Roman gleich zu Beginn in einem nervigen Hin und Her, da die Autoren zunächst ein riesiges Mysterium aus der Frage spinnen, wer denn Stiffeniis eigentlich nach Königsberg berufen hat, obwohl diese Frage für die Klärung des Mordes unerheblich ist. Nervig sind auch Nebenfiguren, die ohne größeren Sinn und Verstand eingeführt werden, ohne zu dem eigentlichen Strang der Handlung beizutragen. So wird z.B. die Figur des "Dr. Vigilantus" eingeführt, dessen Ermittlungsmethodik die Befragung bereits Verstorbener beinhaltet und der ihnen im Rahmen einer als gruselig angelegten Zeremonie die letzten Geheimnisse entreißt, nur um dann im nächsten Kapitel wieder zu verschwinden und niemals wieder aufzutauchen. Gottseidank, niemals wieder aufzutauchen, immerhin eine nervige Nebenperson weniger.
Leichen pflastern den Weg des Mörders
Dabei hätte Dr. Vigilantus in diesem Buch eigentlich eine große Anzahl von Gesprächspartnern aufzuweisen, denn gestorben wird in diesem Buch wirklich nicht zu knapp und ohne Ansehen der Person, des Geschlechtes und des Standes. Da sämtliche Helden mit mehr als ungeeigneten Methoden versuchen, diese Morde aufzuklären, kann dieser Serie auch nicht wirklich viel entgegensetzt werden, was dem Autorenpaar eine Vielzahl von dunklen Hinweisen und Nebensträngen eröffnet. In diese Dynamik wird Immanuel Kant immer stärker eingebunden, zunächst als hilfreiche Hand à la Alfred Hitchcock in den "Drei ???" später jedoch immer verstärkt als undurchschaubarer Marionettenspieler, der die Fäden der Handlung zieht.
Der Rest ist Schweigen
Offensichtlich bekam das Autorenteam dann doch irgendwann Angst vor dem begonnenen Unternehmen, denn wer könnte schon einen der größten Philosophen der deutschen Geschichte als Serienmörder bezeichnen? Und so versinken die Auflösung des Krimis und die Beteiligung Kants im gnädigen Dunkel. Auch wenn Stiffeniis persönliches Drama, das in dem Buch als Nebenstrang eingebettet wurde, aufgeklärt wird, so kann man zu diesem Kriminalroman nur sagen "Wir sehen betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen." Für den eisigen historischen Roman daher nur laue 40°.
Michael Gregorio, Piper
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