Kaiserin der Rosen
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- Erschienen: Januar 2004
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- , 2003, Titel: 'The Feast of Roses', Originalausgabe
Aus der Pfauenprinzessin wird die Kaiserin der Rosen
Indien im 17. Jahrhundert. "Geboren um zu herrschen" - ein Spruch, der auf Mehrunnisa, die indische Kaiserin Nur Jahan, nicht zutrifft. Wurde sie doch mitten in der Wildnis geboren, als Kind pakistanischer Flüchtlinge. Durch einen glücklichen Zufall gelangt ihr Vater an den Hof des Mogulkaisers Akbar und macht dort eine steile Karriere, während Mehrunnisa den späteren Kaiser Jahangir kennen und lieben lernt. Diese Geschichte ist nachzulesen in Indu Sundaresans erstem Buch Die Pfauenprinzessin.
In Kaiserin der Rosen erzählt die Autorin Mehrunnisas Geschichte weiter, beginnend zwei Monate nach ihrer Hochzeit mit Jahangir. Endlich können Jahangir und Mehrunnisa ihre Liebe leben, alle Hindernisse scheinen aus dem Weg geräumt und Mehrunnisa erlangt mehr Macht und Einfluss (sowohl inner- als auch außerhalb des Harems) als es bisher eine Frau zu träumen wagte. Doch das hat auch seinen Preis, denn sie schafft sich dadurch viele Feinde...
Eine bunte und fremde Welt
Wie bereits in ihrem Debütroman lässt die Autorin das prachtvolle, exotische, fremdartige und bunte Indiens der Mogulkaiser vor den Augen der Leser auferstehen. Fesselnd und informativ erzählt sie von der unglaublichen Pracht am Kaiserhof, von der gottgleichen Stellung, die der Kaiser inne hatte, von der Macht, die er ausübte, von den strengen gesellschaftlichen Regeln und den Intrigen, die überall gesponnen werden. Es ist eine fremde und für uns daher so faszinierende Welt, die vor dem Leser ausgebreitet wird.
Sehr interessant sind auch die Versuche der Engländer, in Indien Fuß zu fassen und ein Handelsabkommen abschließen zu können. Thomas Roe wird als offizieller Abgesandter des britischen Königs an den Hofe Kaiser Jahangirs entsandt und hat nicht nur mit einer vollkommen anderen Kultur als der seinen zu kämpfen, sondern auch gegen den Einfluss der Portugiesen, die es nicht gerne sehen, dass noch ein anderes europäisches Land versucht, sich in Indien Fuß auszubreiten. Es macht den britischen Botschafter nicht unbedingt sympathisch, wie er auf seinem Rang beharrt und wie er sich stur weigert, sich auf die neue Kultur einzulassen, doch es bereichert die Geschichte und amüsiert an manchen Stellen, auch wenn es nur ein kleiner Teil der Geschichte ist.
Charaktere, die Sympathiepunkte verlieren
Die Figurenzeichnung fällt gegen den Rest der Erzählung hingegen deutlich ab. War Mehrunnisa in Die Pfauenprinzessin noch eine ausgewogene, wenn auch überwiegend sympathische Persönlichkeit, so überwiegen im Laufe dieses Buchs nach und nach die negativen Eigenschaften. Die Macht, zu der sie durch ihre Heirat mit Kaiser Jahangir gelangt, steigt ihr zu Kopf und sie gibt sich mit dem Erreichten nicht mehr zufrieden, sondern möchte immer mehr haben. Sie arrangiert sogar für ihre Tochter eine Ehe, bei der sie weiß, dass sie nicht glücklich werden wird und dass, obwohl sie selbst einst in einer unglücklichen Ehe gefangen war. Natürlich kann Macht einen verändern, doch ist diese Entwicklung nicht gut ausgearbeitet, so dass man sie nicht nachvollziehen kann. Daher wird einem Mehrunnisa immer fremder und als Leser folgt man ihr nur halbherzig durch die Geschichte.
Auch die anderen Figuren können größtenteils nicht ganz überzeugen, dazu bleiben die meisten zu blass. Kaiser Jahangir selber spielt nur eine untergeordnete Rolle und wirkt stellenweise wie ein liebeskranker Narr, der unter der Fuchtel seiner Frau steht.
Äußerlich ist Kaiserin der Rosen sehr ansprechend. Das Cover vermittelt einen exotischen und etwas geheimnisvollen Eindruck, den einzelnen Kapiteln sind Auszüge aus diversen Büchern vorangestellt, die sich mit der damaligen Zeit und den Figuren beschäftigen und im Anhang findet man eine Liste der wichtigsten Personen sowie einen Glossar mit Hinweisen zur korrekten Aussprache.
Kaiserin der Rosen ist ein durchaus lesenswertes Buch für alle, die gerne mehr über das damalige Indien erfahren möchten und eine etwas schwache Figurenzeichnung verzeihen können. Insgesamt gesehen fällt dieser Roman allerdings deutlich gegenüber dem Debüt ab.
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