Die Braut des Ritters
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2006
- 2
- Blanvalet, 2002, Titel: 'Lords of the White Castle', Originalausgabe
Ein Unglück kommt selten allein!
Elizabeth Chadwicks Roman Die Braut des Ritters ist - obwohl 2 Jahre vorher geschrieben - die Fortsetzung Ihres Buches Die Erbin der Festung.
Wieder geht es um die Leidensgeschichte der Familie FitzWarin unter dem Königshaus der Plantagenet. Kämpfte Brunin FitzWarin um Gehör bei König Richard Löwenherz, um seine Burg und sein Land zurückzuerhalten, so verlor sein Sohn Fulke FitzWarin alles, was die Familie bis dato erreicht hatte unter dem neuen König Johann Ohneland, der Bruder Richards, der nach dessen Tod 1199 im Heiligen Land, den Thron besteigen konnte. Grund für den erneuten Verlust der Besitztümer war eine Partie Schach, die der junge Knappe Fulke Jahre zuvor gegen Prinz Johann gewonnen hatte.
Johann Ohneland - der wohl schlechteste König von England
John Lackland (so einer seiner vielen Spottnamen), selbst die Engländer bezeichnen ihn als ihren schlechtesten König, verlor während seiner Herrschaftszeit den meisten Besitz in Frankreich und provozierte durch die eigenmächtige Investitur von Stephen Langton zum Erzbischof von Canterbury den Papst, der daraufhin John exkommunizierte und absetzte. England, ein päpstliches Lehen, sein König völlig besitzlos, den Adel gegen sich aufgebracht, so dass dieser sogar den französischen Prinzen Louis zum König von England ernannte. Das Erstarken eines vereinten Frankreichs (England hatte alle seine französischen Ländereien verloren), ein Bürgerkrieg, der in der erzwungenen Unterzeichnung der "Magna Charta Libertatum" (welches dem englischen Adel weitgehende Rechte einräumte) gipfelte, der damit zur Entwicklung Englands zu einer parlamentarischen Monarchie führte, was wiederum der Grundstein für die vom Papst losgesagte anglikanische Kirche in England 300 Jahre später, war. Aus Sicht des englischen Königshauses kein Ruhmesblatt von John "Weich-Schwert" Plantagenet.
Vogelfrei - wenn ein König aus verletztem Stolz nicht über seinen eigenen Schatten zu springen vermag
John verwehrt Fulke FitzWarin als späte Rache für die verlorene Schachpartie sein Anrecht auf den Besitz von Whittington, schlimmer, er verschachert den Besitz zu einem lächerlichen Betrag an einen seiner Speichellecker.
Fulke wendet sich vom König ab und verweigert den Treue-Eid. Fortan lebt er als Gesetzloser, als verfolgter Vogelfreier, insbesondere nachdem Fulke auch noch seine große Liebe, Lady Maud, dem König unter dessen Nase weggeraubt hat. Dieser hatte nämlich auch schon ein Auge auf die junge und schöne Witwe geworfen.
Eine historisch erfundene 'Robin-Hood' - Romanfigur, die für den ganzen - historisch überlieferten - Gentry (niedriger Adel) steht
Wahrscheinlich hat es Fulke FitzWarin nicht gegeben, aber sein Katz- und Mausspiel - Bündnisse mit den Feinden des Königs, Überfälle als Nadelstiche gegen John und die Erzwingung von Zugeständnissen - das mag es so oder so ähnlich gegeben haben.
Elizabeth Chadwick, die Autorin dieses Romans, glänzt einmal mehr mit ihrem wunderbaren Schreibstil, ihrer Art, wie sie diese Geschichte erzählt, nämlich sprachlich sicher, in einer ihr eigenen flüssigen und bunten Art und Weise. So kann man als Leser immer mit den tollen Romanfiguren mitfiebern und legt wohl, einmal richtig drin in der Geschichte, das Buch höchst ungern zur Seite. Besonders groß ist die Lesefreude und der Wissensgehalt in dem Roman, wenn man sich die Mühe macht, die historischen Namen und Ereignisse parallel zur Lektüre in den historischen Sachbüchern querzulesen.
Ob die ebenfalls in dem Roman behandelte Liebesgeschichte zwischen Maud und Fulke auf ungeteilte Zustimmung stößt, ist sicherlich Geschmacksache des einzelnen Lesers. Sie ist jedoch notwendig, da die Motivation Fulkes für das Risiko, welches er mit der Verweigerung des Treue-Eids gegenüber dem König eingeht, einer mehr als starken und überzeugenden Erklärung bedarf. Dieses allein wäre durch den sicherlich bei Fulke ebenfalls vorhandenen starken Willen, einer gehörigen Portion an Dickköpfigkeit und eines starken Unrechtbewusstseins, nicht zu begründen. Für manche Dummheit bedarf es ganz einfach auch der unwiderruflichen Liebe zu einer schönen Frau. Maud war so eine Frau!
Unter diesem Aspekt kann man die etwas romantisch-dominierte Geschichte so stehen lassen, zumal die Story nie zu übertrieben schmalzig wird.
Vielmehr ist Die Braut des Ritters ein gelungener 'Nachfolger' von Die Erbin der Festung, weil Elizabeth Chadwick den Spagat jederzeit hinbekommt, eine historisch verbürgte Geschichte in einen fiktiven Roman hineinzutransportieren. Mehr noch: Die Autorin ist vielleicht sogar eine der besten Autoren mittelalterlicher Romane.
Elizabeth Chadwick, Blanvalet
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