Bildnis einer jungen Frau

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  • Erschienen: Januar 2007
  • 3
  • , 2006, Titel: 'Portrait of an Unknown Woman', Originalausgabe
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Bettina Weiß
911001

Histo-Couch Rezension vonNov 2007

Rätsel um die Prinzen im Tower von London

Mitten in den Umbrüchen der Tudor-Zeit entfaltet sich die Geschichte um zwei der wichtigsten Gemälde Holbeins und das Schicksal einer jungen Frau, die nach der Wahrheit hinter den Bildern sucht.

Hier wird das Geheimnis um einen englischen Königserben aus Sicht eines deutschen Malers erzählt! Im Jahre 1526 kommt der deutsche Maler Hans Holbein nach England, um Sir Thomas More im Kreise seiner Familie zu porträtieren. Der erste Teil des Romans wird aus Sicht einer Ziehtochter von Thomas More, Meg Giggs, erzählt und beschreibt die Familienverhältnisse im Hause More und die Arbeit des Hans Holbein am ersten Familienporträt. Mit Hans Holbein lernt der Leser Sir Thomas More, seine Familie und den geheimnisvollen Hauslehrer John Clement näher kennen. Besonders zu Meg Giggs, der klugen und medizinkundigen Adoptivtochter, die seine Arbeit auch mit großem Interesse verfolgt, fühlt sich der Maler hingezogen.

Im zweiten Teil begleitet der Leser Hans Holbein auf seine Reise in die Heimat, lernt dort Erasmus von Rotterdam kennen und verfolgt auch die spätere Rückkehr Holbeins nach England und seinen Aufstieg zum Maler des englischen Königshofs und Adels. Der dritte Teil ist wieder aus Sicht von Meg Giggs erzählt und offenbart ein spannendes, bis heute ungelöstes Rätsel um einen englischen Königserben. Wird Hans Holbein dieses Rätsel ergründen und in einem Bildnis offenbaren?

Kampf zwischen König, Papst und Protestantismus

Der Roman greift einen sehr spannenden Teil der englischen Geschichte um den Tudorkönig Heinrich VIII. auf, geht es doch um die Trennung von seiner Frau Katharina von Aragon und den Kampf mit dem Papst um die Anerkennung dieser Scheidung. Im Hintergrund der erzählten Geschichte wird auch immer wieder Bezug genommen auf die politischen Verhältnisse im England Heinrichs VIII. und die Auseinandersetzungen zwischen katholischer Kirche und aufkommendem Protestantismus.

An dieser Stelle wird sehr viel Vorwissen des Lesers erwartet, da der Roman die Geschehnisse oft nur andeutet, ohne sie genau zu beleuchten. Der Roman ist insgesamt auch sehr anspruchsvoll geschrieben, mit langen, teilweise verschachtelten Sätzen, die die Konzentration des Lesers verlangen. Trotz allem oder gerade deswegen bietet der Roman sehr viel Lesegenuss und veranlasst den Leser zum Nachdenken und Weiterforschen. Das Buch ist ausgestattet mit Bildmaterial zu den im Roman bedeutsamen Bildern von Hans Holbein und einem Literaturverzeichnis zu den historischen Hintergrundinformationen.

Stimmige Verbindung von historischen Personen und fiktiver Handlung

Die Autorin verwendet viel Zeit auf die Entwicklung ihrer Figuren, die überwiegend historisch belegt sind und lässt sie auf diese Weise vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen. Sie sind authentisch und mit Tiefe gezeichnet, so dass ihre Handlungsweisen und Empfindungen nachvollziehbar werden. Die überwiegend historischen Personen fügen sich ohne Bruch in die Handlung ein und scheinen echt in ihren Verhaltensweisen zu sein.

Thomas More - Humanist und Politiker Heinrichs VIII.

Der Leser gewinnt einen neuen Blick auf Thomas More, den Autoren von Utopia und seine Wandlung vom Humanisten zum Lordkanzler Heinrich VIII. und den späteren Verlust der Gunst des Königs. Auch Hans Holbein wird als Mensch und Mann vor den Augen des Lesers erweckt. Der Roman bietet auch sehr viel Einblick in die Entstehung der Porträts der damaligen Zeit und die versteckten Botschaften in den Gemälden dieses Künstlers. Der Roman ist eine anspruchsvolle Lektüre, die unendlich viel Freude macht und ganz nebenbei Wissen vermittelt, aber auch zum Weiterlesen und Nachforschen, was an den Theorien des Romas wahrhaft sein konnte, anregt. Keine Lektüre für den Strandurlaub, aber ein wunderbares Buch für geistreiche Lesestunden.

Bildnis einer jungen Frau

Vanora Bennett, -

Bildnis einer jungen Frau

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