Die Rebellin
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- Erschienen: Januar 2002
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- , 2002, Titel: 'Die Rebellin', Originalausgabe
Griechenland will frei sein
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Griechenland fest in Osmanischer Hand. Die Bevölkerung leidet unter der Situation und kämpft immer vehementer um ihre Freiheit. Mitten in diesem Geschehen steht die junge Griechin Mando, eine aristokratische Tochter, die sich nicht weiter den Einschränkungen ihres Elternhauses beugen möchte. Nach dem Tod ihres Vaters kommt Mando mit den Rebellen in Kontakt, die für die Freiheit Griechenlands einstehen. Die junge Frau begeistert sich für den Freiheitskampf und stürzt sich ins Geschehen. Als überzeugende Rednerin und Spendensammlerin kann sie sich Respekt verschaffen. Schließlich steht sie an der Spitze der Kämpfer und zieht mit ihnen in die Schlacht. Ihr zur Seite steht Marcus, ein Cousin, dem sie jedoch in tiefer Liebe verbunden ist. Doch ist es nicht nur der Freiheitskampf, der Mando umtreibt: Sie verfolgt mit einem lodernden Hass den Mörder ihres Vaters.
Schwieriger Charakter
Mando ist keine eigentliche Sympathieträgerin. Die Autorin Martina Kempff hat sie zwar mit viel Kampfgeist und Geschick ausgestattet, wenn es darum geht, die Männer anzuführen, die Griechenland befreien möchte. Jedoch ist immer wieder zu spüren, dass Mando aus wohlhabendem Haus stammt und gewohnt ist, verwöhnt zu werden. Sie ist zuweilen arrogant, oft egoistisch und manchmal auch skrupellos, wenn es darum geht, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Das macht es den Lesern schwierig, Mandos Entwicklung aus der Nähe zu erleben - ihr schwieriger Charakter schafft viel Distanz. Hier kommt eine der Schwachstellen des Romans zum Tragen: Wer ihn in Händen hält, kann sich mangels echter Identifikationsfigur nicht ganz so einfach in das Geschehen hinein fallen lassen. Leider ändert sich das auch nicht im Verlaufe des Romans. Zur mangelnden Nähe mag auch die Liebesgeschichte zwischen Mando und Marcus beitragen, die in manchen Szenen eher etwas überzeichnet wirkt und die gewollte Erotik nicht so richtig zum Tragen kommen lässt.
Mit einer Ferieninsel auseinander setzen
Selbst vor dem Hintergrund, dass die Hauptpersonen nicht ganz so überzeugend sind, lohnt sich aber die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Besonders die Schilderungen, wie sich die griechische Bevölkerung nach und nach gegen die Osmanische Herrschaft aufzulehnen beginnt, sind ein Stück Europäische Geschichte, das sich zu lesen lohnt. Martina Kempff schafft es dabei, die Atmosphäre der griechischen Inseln aufkommen zu lassen und dem Leser einen Eindruck davon zu verschaffen, wie sich das Leben im 19. Jahrhundert zugetragen hat. Besonders, wer plant, in absehbarer Zeit Urlaub auf den griechischen Inseln zu machen, wird mit diesem Roman etwas Besonderes in Händen halten, gibt es doch einen umfassenden Eindruck über die jüngere Vergangenheit dieser Region.
Wechselnde Perspektive
Ob es ein gewolltes Stilmittel ist, oder die Autorin in ihrem Gedanken gehüpft ist: Die immer mal wieder wechselnde Erzählperspektive macht es nicht immer ganz leicht, dem Geschehen zu folgen und zu jedem Zeitpunkt genau zu wissen, wo man steht. Hier hätte es der Geschichte gut getan, wenn sich die Autorin klar auf die Erzählerin Mando fokussiert und den Perspektivenwechsel durch andere Instrumente gelöst hätte. So wirkt es zeitweise etwas wirr und bei einigen Szenen ist der Leser gefordert, sich zurechtzufinden, aus wessen Augen er nun einen Blick auf das Geschehen wirft. Etwas komprimierter hätten auch die verschiedenen politischen Verflechtungen sein dürfen, sie strapazieren die Geduld der Leser da und dort recht intensiv. Ansonsten kommt jedoch die Erzählkraft der Autorin gut zum Ausdruck, der Roman ist trotz der vielen schwierigen Namen gut zu lesen und kommt einem gelungenen Stück Unterhaltung gleich.
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