TV-Serie:
Victoria - Staffel 1

Serien-Spezial von Carsten Jaehner (01.2020)/ Titelbild: © ITV Plc

Der Beginn des britischen Empires

England, 1837. Als König William IV. am 20. Juni stirbt, ist seine Nichte und Thronfolgerin Victoria gerade seit vier Wochen achtzehn Jahre alt und somit legitime Königin, ohne mit einem Thronregenten auskommen zu müssen. Niemand außer ihrem engsten Berater Lord Melbourne traut ihr zu, Land, Königreich und Empire zu führen, und so werden ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt, auch von der eigenen Verwandtschaft. Wem kann sie vertrauen, und wem nicht?

Durch ihre Eigenmächtigkeiten kommt ihr Hofstaat auf die Idee, dass es nicht schlecht wäre, für Victoria einen Ehemann zu finden. Dieser findet sich in ihrem Cousin Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, und schon bei ihrem ersten Kennenlernen springt der Funke über. Beide lernen sich kennen und schätzen und respektieren und heiraten am 10. Februar 1840. Am 21. November desselben Jahres kommt ihre gemeinsame Tochter Victoria zur Welt.

Realitätsnahe und zugleich spannend

Mit der Serie „Victoria“ hat das Londoner Unternehmen ITV eine über sechs Staffeln geplante Serie in Auftrag gegeben, die die Biografie von Großbritanniens am längsten herrschenden Königin (inzwischen nach der amtierenden Elizabeth II.) zum Inhalt hat. Produzentin Daisy Goodwin hat auch die Drehbücher verfasst und so eine achtteilige erste Staffel geschrieben, die von der Thronbesteigung bis zur Geburt der ersten Tochter reicht.

Die große Entdeckung der Serie dürfte dabei die Hauptdarstellerin Jenna Coleman sein, die Serienfans bereits aus „Dr. Who“ bekannt sein dürfte und die mit frischem Wind gerade zu Beginn der Serie eine freche, wenngleich in politischen Dingen unerfahrene Königin gibt. Da sich die Autorin Goodwin an die Tagebücher der Königin gehalten hat, ist man bei ihrer Darstellung ziemlich nah dran an den Gedanken des realen Menschen, der einst das Britische Empire beherrschte, und Jenna Coleman nimmt den Zuschauer mit, daß es ein Freude ist, ihr dabei zuzuschauen.

Gute Schauspielerriege

Rufus Sewell gibt einen Lord Melbourne, der der einzige Freund auf Victorias Seite zu sein scheint und vielleicht sogar mehr, wie es die Gerüchteküche des Hofes schnell wissen will. Doch da ist nichts dran, und gemeinsam ziehen sie gegen den Rest ins Feld, immer Traditionen und Etikette wahrend. Rufus Sewell ist hier einmal nicht in der Rolle des Bösewichts zu sehen, was an sich allein schon ungewohnt ist, ihm aber neue Facetten seines schauspielerischen Könnens verleiht.

Der dritte Hauptdarsteller ist Tom Hughes als Prinz Albert. Anfangs unsterblich verliebt ineinander, beschließen sie schnell, dass privates und berufliches streng zu trennen sind, was verständlich ist. Jedoch bringt Albert das in die Schwierigkeit, welche Funktion er überhaupt bei Hofe hat, ein Problem, das durchaus heute immer noch aus den bekannten Königshäusern bekannt und aktuell ist und daher auch nachvollziehbar ist. Doch findet sich immer wieder eine Lösung. Hughes gibt seinen Albert treffend und auch sein ein Jahr älterer Bruder Ernst  (gespielt von David Oakes) spielt für Albert eine große Rolle.

Einblicke in das Privatleben der jungen Königin

Die Bauten der Paläste, die Außenaufnahmen und auch die Kostüme versetzen den Zuschauer schnell in das England des 19. Jahrhundert, das sich mit der Zeit zu einer Weltmacht emporschwingen wird, worauf man schon gespannt sein darf. Die erste Staffel der Serie macht jedenfalls neugierig auf mehr, zumal wenn man bereits einiges über Victoria weiß, dies aber in der Serie wiederfinden will. Zwar legt die Serie mehr Blick auf das Privatleben Victorias als auf das Weltgeschehen, das immer nur nebenher auftaucht, aber das mag sich in weiteren Staffeln ändern, wenn sich auch Victorias Sicht der Dinge ändert.

Fazit:

Die erste Staffel der englischen Serie „Victoria“ versetzt den Zuschauer in acht Folgen passend in die Mitte des 19. Jahrhunderts und bietet ein interessanten Einblick in den Regierungsgeschäfte von Königin Victoria, wenngleich der Blick auf den privaten Familienteil höher ist als der politisch-berufliche. Eine opulente Ausstattung macht neugierig auf weitere Staffeln der Serie, von denen bislang bereits zwei weitere erschienen sind. Man darf sich freuen und gespannt sein. Sehenswert.

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