Das Geheimnis des Frühlings

  • Limes
  • Erschienen: Januar 2010
  • 3
  • Limes, 2010, Titel: 'The Boticelli Secret', Originalausgabe
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Almut Oetjen
461001

Histo-Couch Rezension vonSep 2010

Der Botticelli-Code

Kurzgefasst:

Florenz 1481. Die bezaubernde Luciana Vetra verdingt sich als Straßenmädchen und gelegentliches Künstlermodell. So posiert sie auch für Botticelli und dessen Bild »Primavera«. Als der Maler sie dafür jedoch nicht entlohnen will, entwendet sie eine Miniatur des »Frühlings«, nur um kurz darauf entsetzt festzustellen, dass jemand offenbar über Leichen geht, um an dieses Gemälde zu gelangen. Doch was hat es mit diesem Bild auf sich? - Verzweifelt sucht Luciana den einzigen Mann auf, der gegen ihre Reize immun zu sein scheint: den Novizen Guido. Gemeinsam mit dem klugen jungen Mönch flieht sie durch Italien und kommt dem brisanten Geheimnis des Bildes auf die Spur...

 

Im Florenz der Renaissance schlägt sich Luciana Vetra, genannt Chi-Chi, ein neugieriger Freigeist mit frechem Mundwerk, als Prostituierte durchs Leben. Dem berühmten Maler Botticelli steht sie Modell für das Gemälde Primavera (Frühling). Nach einer Auseinandersetzung mit dem Maler traut sie sich nicht mehr nach dem Honorar zu fragen und stiehlt ihm als Ausgleich die Miniaturvorlage für das geplante große Gemälde. Damit setzt sie Ereignisse in Gang, von denen sie lieber verschont geblieben wäre. Ihr Zimmer wird durchsucht, ihre Mitbewohnerin getötet. Sie geht zu ihrem wichtigsten Kunden, Bembo, der tot in seinem Blut liegt und für dessen Mörderin sie gehalten wird. In der Kirche Santa Croce bittet sie den ihr bekannten Novizen Guido della Torre, den sie durch eine Dummheit in die Sache hineingezogen hat, um Hilfe. Da sie sich beide in tödlicher Gefahr befinden, fliehen sie vor ihren Verfolgern. Sie verstehen schnell, dass ihre Gefährdung mit dem Bild zu tun hat. Ihre Bemühungen, das Bild zu entschlüsseln, bringen sie einer großen politischen Verschwörung auf die Spur.

Action und Dialoge treiben die Geschichte voran

Die Handlung des Romans führt in den Jahren 1481 und 1482 in zehn Teilen durch acht Städte, deren Namen mit Datumsangabe die Teilüberschriften bestimmen. Der Epilog beschreibt kurz drei Ereignisse aus dem Jahre 1492. Das Konzept aus eher zufälliger Verstrickung in eine undurchsichtige Angelegenheit, Mord, Flucht und Bemühung um Aufklärung ist besonders bekannt aus Alfred Hitchcocks Film Der unsichtbare Dritte. Chi-Chi und Guido, die beiden Helden wider Willen, müssen haarsträubende Abenteuer bestehen, Verfolgungsjagden, Prügeleien, unangenehmer Kontakt mit Piraten, Aussicht auf eine Existenz als Sklaven und anderes mehr bestimmen ihren Weg.
Zur Erzielung komischer Effekte ist das Verhalten der Figuren überzeichnet. Wie ein Sidekick im Buddy Movie ist Chi-Chi ständig am Reden. Dabei fällt ihre seltsame Sprachkompetenz auf. Einerseits ist Chi-Chi in der Lage, den aus ihrer persönlichen Perspektive erzählten Roman hochsprachlich weitestgehend ohne Mängel zu erzählen, frei von Umgangssprache und in mitunter komplexen Sequenzen. Andererseits ist ihre Sprache oft vulgär, nicht nur, wenn sie Reflexionen über Belastungsmomente von primären Geschlechtsteilen anstellt. Das mag ihrer Existenz als Hure geschuldet sein und von manchen Lesern als lustig empfunden werden, liest sich allerdings eher pubertär. Abgesehen davon, dass diese Mischung oftmals wenig erfreulich und nachvollziehbar ist, deutet sie darauf hin, dass mit der Heldin etwas nicht stimmt. Was, erfahren wir später im Roman.

Zwei ständig wiederkehrende Muster bestimmen die Struktur des Romans

Die Fluchtbewegung der beiden Helden folgt einem einfachen Schema: Ankunft in einer fremden Stadt - Kontakt mit Menschen, die weiterhelfen oder bedrohen - Teilentschlüsselung des Bildes - Ortswechsel.
Chi-Chi bedient sich zur Strukturierung ihres Denkens exzessiv der Dreiheit. Der Entdeckungen, Einsichten, Gründe, Fakten, Gedanken und Personen gibt es immer wieder drei. Im Text etikettiert, kursiviert, durchgezählt als credo uno (due, tre), cosa uno, obezione [sic, = obiezione] uno, qualcosa uno, ragione uno, fatto uno, scoperta uno, figura uno und mit den zugehörigen Informationen versehen, ist dieser Tick der Erzählerin gefühlte 333 Mal zu lesen.

Wer Fioratos Die Glasbläserin von Murano und Die Madonna von Saronno mit Genuss gelesen hat, dem wird vermutlich auch Das Geheimnis des Frühlings gefallen. Das Buch folgt spürbar den Bestsellern von Dan Brown, übertrifft diese aber nur insoweit, als es auf den Brown-typischen Überfluss an Informationen verzichtet.

 

Das Geheimnis des Frühlings

Marina Fiorato, Limes

Das Geheimnis des Frühlings

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